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xonox

Meister der Annorismen

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21

Dienstag, 21. Juli 2009, 13:59

Zitat

Original von Dickerbaer
Das was mich an den Sowjets (nicht die Russen) wundert, ist dass diese nach der amerikanischen Mondlandung und den Landungen welche darauf folgten, scheinbar nicht weiter versucht haben selbst zum Mond zu gelangen.


Es ging wohl eher um den Wettlauf, als um die Sache selbst. Da der Mond im Grunde nur ein aus der Erde herausgehauenes Stück ist, ist noch nichteinmal am Mondgestein was besonderes dran. Die Mondmissionen sind das Ergebnis rein populärwissenschaftlicher, ideologischer und medialer Überlegungen. Noch heute ist alles, was in den Köpfen übrig ist, ein Fußabdruck, ein toller Spruch und eine Fahne. Dieser Firlefanz war es eigentlich, für den man Menschenleben aufs Spiel setzte. Mit viel Pathos versucht man noch heute, diesen symbolischen Wert, dass doch die Menschheit physisch und höchstselbst den Fuß auf dem Mond hatte herauszustellen. Die wissenschaftlichen Errungenschaften hätte man mit einem Bruchteil des Aufwandes hinbekommen. Die Sowjets haben das später auch so getan. Nachdem der Wettlauf ohnehin verloren war, gingen sie nur noch rein wissenschaftlich vor.

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Barbarella

Schatzjäger

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22

Dienstag, 21. Juli 2009, 14:43

Beim Rennen zum Mond gab es keinen zweiten Platz zu vergeben. Deshalb haben die Russen später gar nicht erst versucht, auch Menschen auf den Mond zu bringen, das sehe ich genau wie xonox. Die Chinesen werden wahrscheinlich die nächsten sein, die Menschen auf den Mond schicken. Die Chinesen stehen dabei nicht in einem Wettbewerb mit anderen wie damals USA und Sowjetunion untereinander, sondern gewissermaßen im Wettbewerb mit sich selbst. Sie wollen es sich selbst beweisen, daß sie es können. In einer kommunistischen Planwirtschaft spielen wirtschaftliche Überlegungen dabei ja keine Rolle. Da geht es nur um Ideologie.

Die Russen haben damals statt Kosmonauten die Lunochods auf den Mond geschickt.

1973 war ich 9 Jahre alt und in der dritten Klasse. Damals kurvte Lunochod 2 auf dem Mond herum. (Das es bereits das zweite Lunochod war, habe ich erst vor kurzem herausgefunden, als ich mich noch mal damit beschäftigt habe.) Um dieses Lunchod wurde in der DDR ein fürchterliches Bohei gemacht. Sogar das Sandmännchen kam im Lunochod. Und ich mußte für meine Agitation- und Propagandamappe Zeitungsausschnitte vom Lunochod sammeln. Jedenfalls hat mich dieses Lunochod seinerzeit ungeheuer fasziniert. Das vorher schon Menschen auf dem Mond waren, lies man damals tunlichst unter den Tisch fallen. Keine Ahnung, wann ich das zum ersten mal gehört habe.

Bei der Weltraumfahrt an sich geht es doch nur um eins: Ressourcen, Rohstoffe. Und die findet man heute viel einfacher mit Sonden. Erst wenn man auf dem Mond abbauwürdige Vorkommen von Rohstoffen findet UND über die technischen Mittel verfügt, sie auszubeuten, macht es Sinn, wieder Menschen auf den Mond zu schicken. Als Obama davon geredet hat, wieder auf den Mond zu fliegen, hat er wohl eher so einen Kennedy-Effekt erzielen, die Leute für etwas Visionäres begeistern wollen.

Die Russen haben sich damals völlig umorientiert und sich auf ein gänzlich anderes Thema der Weltraumforschung geworfen: den Langzeitaufenthalt von Menschen im Weltall. Die Erkenntnisse, die dabei gewonnen wurden, dürften die Voraussetzung werden, um eine Mission zum Mars zu schicken. Der Planet Mars ist meiner Meinung nach viel interessanter als der Mond. In ein paar hundert Jahren werden die Menschen andere Planeten besiedeln müssen, wenn sie nicht aufhören wollen, sich zu vermehren. Und da ist der Mars wesentlich vielversprechender als der Mond.

Uli79

Piratenschreck

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23

Dienstag, 21. Juli 2009, 14:58

Zitat

Original von xonox
Die Mondmissionen sind das Ergebnis rein populärwissenschaftlicher, ideologischer und medialer Überlegungen. Noch heute ist alles, was in den Köpfen übrig ist, ein Fußabdruck, ein toller Spruch und eine Fahne. Dieser Firlefanz war es eigentlich, für den man Menschenleben aufs Spiel setzte.


Dieser Aspekt stand natürlich in den Köpfen der Bevölkerung an erster Stelle, die letztlich als Steuerzahler die Milliarden bereitstellten, die das Mondprogramm ermöglichten. Doch ich bezweifle, daß man die wissenschaftlichen Erkenntnisse auch auf einem anderen Wege ohne weiteres hätte erlangen können. Noch heute wird fleißig Mondgestein untersucht, letztlich um etwas über die unsere Geschichte herauszufinden, denn der Mond ist ja ein Stückchen Erdgeschichte (wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ob die Theorie, daß der Mond aus der Erde entstand, noch führend ist).

Es mag unverhältnismäßig erscheinen, wenn Männer wie Gus Grissom, Ed White und Roger Chaffee (die Besatzung der Apollo 1) für die Ideologie und den Ruhm einer Nation sterben, aber sie haben ihr Leben letztlich auch für die Wissenschaft geopfert. Man kann sich natürlich fragen, ob es Sinn macht, nach den Sternen zu greifen, wo wir hier genug Probleme zu lösen haben. Trotzdem habe ich für mich die Existenzberechtigung der Raumfahrt nicht in Frage gestellt. Wie Barbarella es sagte: in fernerer Zukunft, wenn wir uns hier selbst das Licht ausgeknipst haben, ist eine Expansion notwendig.

Der Mars wäre eine Option, auch wenn ich nichts im Schrank habe, was zu dem Rot da draußen paßt :D

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Uli79« (21. Juli 2009, 15:00)


AnnoDADDY

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24

Mittwoch, 22. Juli 2009, 14:41

und davon mal anbgesehen gibt es noch viel zu viele Probleme auf den Mars, wo man noch nicht weis, wie man sie lösen soll z.B das fehlende Magnetfeld

xonox

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25

Mittwoch, 22. Juli 2009, 15:33

Zitat

Original von Uli79
Doch ich bezweifle, daß man die wissenschaftlichen Erkenntnisse auch auf einem anderen Wege ohne weiteres hätte erlangen können. Noch heute wird fleißig Mondgestein untersucht...


Wie gesagt, die Russen haben das ganze auf einem anderen Weg gelöst. Mit Robotern. Menschen zum Mond und wieder zurück zu schicken bedeutet einen ungeheuren Mehraufwand. Vom Riskieren von Menschenleben mal abgesehen.
Vom wissenschaftlichen Standpunkt gibt es so gut wie garnichts, das die Anwesenheit von Menschen zwingend erforderlich machte. Sie wurden vordergründig dazu mißbraucht, dort oben eine Zirkusvorstellung abzugeben. Mit unsinnigem Strandbuggy und ´ner Golfausrüstung.

26

Mittwoch, 22. Juli 2009, 15:48

Auch bei den Sowjets gab es viele Unfälle, welche nicht unbedingt darauf hinweisen, dass man auf Menschenleben Rücksicht nahm.

Irgendwas war da mal mit einer explodierenden umkippenden Rakete, inkl Feuerball mit zig toten Wissenschaftlern, welche zu nahe dran standen.

(Sowas erschien wahrscheinlich nicht in der Prawda, allerdings kams vor einiger Zeit im deutschen Fernsehen, habe es aber nur im Halbschlaf gesehen, daher bitte Aussage prüfen.)

Ich glaube, wir können die damalige Situation nur sehr schwer einschätzen, ich traue beiden Seiten Vertuschung von Todesfällen zu.

Da wären denen die eventuellen Toten auf dem Mond vermutlich auch nicht so sauer aufgestoßen. (Ekliger Gedanke)

Barbarella

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27

Mittwoch, 22. Juli 2009, 16:15

Es hat bei den Sowjets in der Tat einige verheerende Unfälle gegeben, die sie erst nach Ende des Kalten Krieges zugegeben haben.

Ich glaube auch nicht, daß sie mit Rücksicht auf Menschenleben auf die Reise zum Mond verzichtet haben, sondern einfach weil es keinen Grund mehr gab, auch noch auf den Mond zu fliegen. Statt dessen stellte man sich die Frage: Wo können wir einen neuen Wettbewerb starten und gewinnen. Die Antwort war die "Mir".

Der Wettlauf zum Mond war rein ideologischer Natur, und nachdem die Amerikaner ihn gewonnen hatten, gab es keinen Grund, weiter in dieses Projekt zu investieren. Die Lunochods und die Sonden, welche den Mond umkreisten (davon gab es auch einige) dienten wohl in erster Linie dazu, unabhängig von den Amerikanern an Wissen über den Mond zu gelangen. Sonst hätte man ja dort einen Kniefall machen müssen: "Büdde, Büdde, ich will auch 'n bischen Mondgestein." Das kam ja nun gar nicht in Frage.

Die Lunochods waren übrigens keine Roboter wie heute die Mars-Roboter "Spirit" und "Opportunity" sondern ferngelenkte Fahrzeuge mit einer Bedienmannschaft auf der Erde. Angesichts der Entfernung, über die die Fahrzeuge gesteuert wurden, auch eine enorme technische Leistung.

Onkel Otto

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28

Mittwoch, 22. Juli 2009, 16:17

Unfälle und Fehlstarts hat es auf allen Seiten gegeben. Das soetwas nach Möglichkeit unter der Decke gehalten wird ist doch auch klar. Welcher Autobauer macht schon Werbung mit toten Testfahrern.

Abenteurlustige und risikobereite Menschen hat es immer gegeben. Frühe See- und Luftfahrt sind nur ein Beispiel.
Wer sich als Astronaut bewirbt, weiß um die Risiken. Es wird auch weiterhin Menschen geben die ihren Traum im All verwirklichen wollen und bereit sind nicht nur Monate,sondern sogar Jahre zu fernen Planeten zu fliegen.

Zum Konkurrenzdenken: NASA-Wissenschaftler halten einen bemannten Flug zum Mars im Jahre 2030 für machbar. Die Antwort der Chinesen: Wir sind zwei Jahre früher soweit.

mfG
Onkel Otto

xonox

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29

Mittwoch, 22. Juli 2009, 16:25

Das sollte ja keineswegs heißen, dass die Russen rein aus humanen Überlegungen heraus auf bemannte Mondmissionen verzichteten. Überhaupt will ich da über keine der Seiten eine Werte-Bewertung vornehmen. Die Russen hätten sicherlich eine ähnliche Vorstellung abgegeben, wenn sie denn gekonnt hätten.
Letztlich ging es doch darum, dem anderen zu zeigen, wer den längsten hat. Also den längsten reichenden Atomwaffenträger. Und das diente schließlich ganz und gar keinem humanen Zweck.

Barbarella

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Mittwoch, 22. Juli 2009, 18:37

Zu allen Zeiten hat es Menschen gegeben, die wissen wollten, was hinter dem nächsten Hügel liegt. Ohne kühne Visionäre, die über bekannte Grenzen hinausgingen, würden wir immer uns immer noch in den Bäumen von Ast zu Ast schwingen.

Ich denke, daß bei allen ideologischen und wirstchaftlichen Überlegungen auch immer pure Neugier eine Rolle dabei spielt, wenn es um die Erforschung des Weltalls geht. Und das ist gut so.

Uli79

Piratenschreck

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Mittwoch, 22. Juli 2009, 19:19

Zitat

Original von Dickerbaer

(Sowas erschien wahrscheinlich nicht in der Prawda, allerdings kams vor einiger Zeit im deutschen Fernsehen, habe es aber nur im Halbschlaf gesehen, daher bitte Aussage prüfen.)



Vollkommen richtig. Dabei handelte es sich sogar um die größte Katastrophe in der Raumfahrt bisher (die sog. Nedelin-Katastrophe). Im Weltraumbahnhof Baikonur explodierte am 24. Oktober 1960 eine Interkontinentalrakete (Typ R-16). Dabei starben nach offiziellen Angaben 126 Menschen, manche Quellen reden auch von mehr Opfern.

http://www.spiegel.de/sptv/special/0,1518,132293,00.html

Die Sowjets haben das genauso verheimlicht wie den Namen ihres Chefkonstrukteurs.

@xenox: Ursprünglich ging es wirklich darum, zu beweisen, wer am längeren Hebel saß, d.h. im Ernstfall Atomwaffen per Expressrakete ins feindliche Land zu befördern. Aber daß das beide Supermächte dazu in der Lage waren, stand recht bald fest. Bereits Ende der fünfziger Jahre hatten die Russen Koroljows R-7, die auch den Sputnik ins All beförderte, und die Amerikaner von Brauns Redstone. Damit wären Atombombenabwürfe überhaupt kein Problem mehr gewesen.

Doch ab einem bestimmten Zeitpunkt ging es einfach um mehr, nämlich um die Eroberung des Weltalls. Sicherlich hätten man auch einfach Roboter zum Mond schicken können, um sie die Proben auflesen zu lassen. Aber jeder, der sich für Astonomie begeistern kann und ab und an gerne den Blick zum Himmel richtet, kann verstehen, daß mehr dahinter steckt: es muß ein phantastisches Gefühl sein, mit den eigenen Füßen auf einem fremden Himmelskörper zu stehen. Die Sterne sind dort tausendmal besser zu sehen als hier auf der Erde, wo das Licht und die Atmosphäre stören. Außerdem kann man im Mondstaub hüpfen (mit der gebotenen Vorsicht bei 1/6 der Schwerkraft) und stapfen - ist vielleicht kindisch, aber ein bißchen Spaß muß sein. Neil Armstrong und Buzz Aldrin hatten jedenfalls große Freude daran. Und dann erst der "Erdaufgang"...

Hach, ich würde das auch gerne mal erleben. Wenn nur der Raketenflug nicht wäre :)

Uli79

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32

Samstag, 25. Juli 2009, 16:02

Und noch einmal für die Interessierten: Heute, 21.15 Uhr S-RTL "Houston, wie haben ein Problem".

Wie der Name schon sagt, eine Doku über den Apollo 13-Flug. Ich hoffe, es lohnt sich, reinzuschauen.