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Bei Google findet man im Logo ja oft einen Hinweis auf irgendein aktuelles Ereignis. Heute sah ich da einen Teilchenbeschleuniger. Mal was anderes. Das Ding scheint jetzt irgendwie fertig gebaut worden zu sein. Und erste Tests haben gezeigt: das ganze könnte tatsächlich funktionieren. Wäre ja auch bitter gewesen, wenn man die 3 Milliarden Euro in den Sand gesetzt hätte, weil das Teil vielleicht doch nicht ganz rund läuft oder sowas.

Aber das spannendste an der ganzen Sache wird noch ein paar Wochen auf sich warten lassen. Man läßt in dem Ding dann Bleiatome mit annähernd Lichtgeschwindigkeit in die eine Richtung Karussell fahren und gleichzeitig in die andere Richtung Protonen. Irgendwann knallt das ganze dann zusammen und aus allem was da so auseinanderplatzt weiß man dann, ob es das vorhergesagte Higgs-Boson tatsächlich gibt und was beim Urknall so passiert ist.

Und da gibt es tatsächlich so 2-3 Wissenschaftler, die halten ein Schreckens-Szenario dabei für möglich: Es könnte ein winziges schwarzes Loch entstehen, dass sich zunächst unbemerkt in die Erde gräbt und dann langsam damit beginnt, ein paar Teilchen in sich "aufzusaugen". Je mehr Teilchen dazu kommen, desto stärker saugt das ganze und 50 Monate später sind wir alle weggesaugt oder so.
Und jetzt stelle man sich doch mal vor, ein solcher Wissenschaftler glaubt tatsächlich an seine eigene Schreckens-Hypothese. Was geht in einem solchen Menschen wohl aktuell vor?

Ich meine aus deren Sicht ist man in Genf gerade dabei, trotz aller Warnungen die gesamte Menschheit zu vernichten. Und zwar mit einem 50 Monate dauernden Todeskampf mit panischen wie letztendlich sinnlosen Völkerwanderungen weg vom dunklen und alles verschlingenden Loch. Da müssten die doch echt am Rad drehen, Demonstrationen gegen das Experiment organisieren, oder vielleicht sogar mit Waffengewalt und Anschlägen das schlimmste verhindern wollen. Die Zeit drängt. Aber was machen die? Die stehen vor irgendeiner Tafel, malen der Presse lustige Formeln vor und schwafeln sichtlich vergnügt ob ihrer erstmaligen öffentlichen Aufmerksamkeit.
Aber wie kommt man eigentlich auf die 50 Monate? Teil ihrer Theorie ist die exponentielle Zunahme der Gravitation des Mini-Schwarzlochs. Jeder, der sich nur mal zum Spaß irgendwelche exponentiellen Zusammenhänge vor Augen geführt hat, wird wissen, wie schnell sich soetwas zu einer Sache entwickelt die echt jenseits von gut und böse ist.

50 Monate sind da echt ein seeeeehr langer Zeitraum. Das ist wie mit der Legende vom vermeintlichen Erfinder des Schachspiels namens Sissa. Vor 1500 Jahren soll König Sheram eben diesen Sissa zu sich eingeladen haben, damit er sich zum Dank für die Erfindung dieses tollen Spieles was wünschen könne. Sissa wünschte sich für das erste der 64 Felder ein einziges Weizenkorn, für das zweite 2 Weizenkörner, für das dritte 4, für das 4. Feld 8 Körner usw. Hört sich erstmal als nicht besonders schwierig zu erfüllender Wunsch an, (der König war entsprechend beleidigt darüber) übersteigt aber ganz schnell sogar die heutige Weltproduktion an Weizen. 18 Trillionen, 446 Billiarden, 744 Billionen, 073 Milliarden, 709 Millionen, 551 Tausend 615 Körner. Nach gerade mal 63 Schritten. Sowas geht ratz fatz.

Wie kommt man da auf 50 Monate? Ganz klar: Es liegt an der Halbwertszeit. Die Halbwertszeit ist die Zeit, die vergehen muss, damit ein bestimmter Wert auf die Hälfte reduziert ist. Man kennt das aus der Kernphysik beispielsweise für Radioaktivität. Ein Klumpen Thorium 232, der heute maximal strahlt wird in 14,5 Mrd. Jahren nur noch halb so viel Strahlung abgeben. Bei Thorium 223 sind es nur 0,6 Sekunden. Und bei der medialen Halbwertszeit handelt es sich um einen Zeitraum von 2 Monaten. Ein Thema, das heute vielleicht 2 Mrd. Menschen einigermaßen interessiert wie etwa der neue Teilchenbeschleuniger, wird in 2 Monaten der Hälfte davon am Allerwertesten vorbei gehen. Nach 50 Monaten scheren sich dann von den einstmals 2 Mrd. Menschen dann nichtmal mehr 60 Leute um den Käse. Selbst wenn die im selben Dorf wohnten, würde vielleicht nichtmal das Dorfblättchen den Artikel bringen.
Ein Wissenschaftler, der heute den 2 Mrd. Menschen für viel Geld in Talkshows und Nachrichtensendungen erzählt, die Welt wird in 50 Monaten untergegangen sein, muss also nicht befürchten, dass die ganze Welt am Ende über ihn lacht.

Und deshalb jetzt mal meine Theorie:
Was beim Urknall passierte ist viel weniger interessant, als das, was dazu führte. Aus meiner Sicht könnte die Ursache dafür eine intelligente Lebensform gewesen sein, die mit einem Teilchenbeschleuniger herausfinden wollte, was bei ihrem Urknall passierte. Wir können nur hoffen, dass es diesmal nicht schon wieder schief geht.

Naja, wenn wir sachlich daran gehen wollen, dann müssen wir ein paar Dinge festhalten:

1. Der Wissenschaftler, der behauptet, es könne möglicherweise ein schwarzes Loch entstehen, dass innerhalb von 50 Monaten die Erde frißt, heißt Otto E. Rössler.

2. Dass schwarze Löcher entstehen können, ist unbezweifelt. Es ist eines der Gründe, warum man überhaupt den LHC gebaut hat.

3. Von den LHC-Gegnern wird lediglich angezweifelt, ob diese schwarzen Löcher wie von Hawking vorausgesagt wird, innerhalb eines unvorstellbar winzigen Zeitraums zerstrahlen würden.

4. Rössler will bewiesen haben, dass die Hawking-Strahlung eine unendliche Zeit benötigt, um das schwarze Loch zu verlassen. Demnach wäre eine Hawking-Strahlung nicht existent. Und mit dieser Meinung steht Rössler bei weitem nicht so alleine da, wie etwa bei der 50-Monats-Hypothese. Entsprechend würde das schwarze Loch nicht zerstrahlen, sondern Materie assimilieren. Rösslers vermeintlicher Beweis dafür ist allerdings im Gegensatz zu Hawkings 30 Jahre alter Theorie nur ein Jahr alt.

5. CERNs Wissenschaftler sind davon allerdings nicht beunruhigt. Selbst wenn es die Hawking-Strahlung nicht gibt, und Rössler Recht hätte, so könnte ein solches schwarzes Loch über die zu erwartende Lebenszeit der Erde hinaus Teilchen assimilieren. Wir Menschen würden davon nichts mitbekommen.

6. Rössler verteidigt, dass diese Annahmen auf einem linearen Zuwachs beruhen. Das Loch finge danach mal hier, mal dort aus purem Zufall ein Teilchen ein. Aus chaostheoretischer Sicht denkt er jedoch an einen exponentiellen Zuwachs. Aus den genauso gewagten Prognosen seiner Gegner die entweder von 5 Mrd. oder 50 Mio. Jahren sprechen, bis die Erde im Loch verschwunden wäre, behauptete er mit einem Augenzwinkern: 50 Monate. Dass die Zahl aus der Luft gegriffen ist, gibt er offen zu. Nennt sie jedoch nicht ohne Hintergedanken.

6. Allerdings könnte aus der Sicht seiner Gegner keine Erde und keine Sonne existieren, wenn es solche Phänomene gäbe. Die Prozesse, die am LHC produziert werden, geschehen auch auf natürlichem Weg. Erde und Sonne wären längst gefressen worden. Mini-Schwarze-Löcher aufgrund kosmischer Strahlung wären dann schon zu Hauf in der Erde, oder eben überhaupt nicht, weil sie nicht lange existieren.

7. Rössler führt an, dass es einen Unterschied mache, ob die Phänomene durch Strahlung auf die stehende Erde natürlich zustande kommen, oder im LHC. Der Strahlungsimpuls ließe ein so entstandenes schwarzen Loch oder einem solchen, das bis hierhergelangt ist, einfach durch die Erde durchrasen. Bei dem entgegengesetzten Beschuß im Teilchenbeschleuniger wären aber langsamere Geschwindigkeiten denkbar, mit denen die Gravitation der Erde nicht überwunden werden könnten. Es sei im der einzige Weg, ein schwarzes Loch dauerhaft in der Erde zu halten.