Original von der herrscher
nebenbei möchte ich sagen, dass ich nichts gegen gläubige christen habe, bin ja selbst halbherzig dazu erzogen worden. nur die taten der kirche hatten mit glauben, nächstenliebe oder vergebung nichts zu tun und ließen das mittelalter erst viel später als 1404 enden. auch wenn die venezianer schon tolle häfen gebaut haben (mit kroatischem holz, weshalb dalmatien jetzt so hübsch kahlgeschlagen ist) und vielleicht hatten sie auch den zaubertrank, im kopf waren sie so tief im mittelalter wie alle anderen europäischen staatsgebilde dieser zeit.
Zuerst einmal Folgendes: Venedig hatte einen starken Staat. Die Venezianer konnten ihren Patriarchen (wie ein Erzbischof, nur prestigeträchtiger und der katholischen hierarchie eins höher) selbst einsetzen. Der Wahlspruch der Venezianer lautete:
"Prima venessian', doppo cristian'!"
"Zuerst sind wir Venezianer, dann Christen!"
Venedig ist seit seiner Gründung von Querelen mit dem Papst geprägt, eben weil die Venezianer sich von niemanden vorschreiben lassen wollten (auch nicht vom Papst in Rom) wer in IHRER REPUBLIK die Geistlichen einsetzt. Da Venedig als einziges Territorium Italiens niemals Teil des HRRDN war, gab es auch keinen Kaiser, auf dessen Seite sich die Adligen stellen wollten, wie es in anderen Städten Italiens so war, und den Venezianern nichts wichtiger war als ihre Unabhängigkeit.
Folge des Strebens nach einem starken Staat, in welchem die Venezianer "unter sich" waren, war die Herausbildung eines Gebildes "vor-laizistischen" Charakters. Laizistisch insofern, dass die Kirche bestimmt wurde von der Signoria, denn diese setzten die Geistlichen ein - somit hatte der Staat Einfluss auf die (lokale) Kirche, viele Verfügungen Roms wurden einfach übergangen, nicht beachtet, manches sogar mit Hohn und Spott zurück in die Kurie geschickt, besonders, wenn durch irgendwelche Kreuzzugsgebaren der Handel mit Ägypten und der Levante hätte gestört werden können. Das Verhältnis zwischen Rom und Venedig ist eines der interessantesten ganz Europas, war stets gespannt, und bis heute gibt es eigene Seminare, die sich mit diesem Thema befassen.
Halten wir nur fest, um dir zu widersprechen: in Venedig hatte Rom so gut wie nichts zu sagen. Dafür wurde die Republik auch merhfach mit dem Kirchenbann bestraft, Kriege wurden geführt, und es gab Konflikte um Stellenbestzungen, sowohl geistliche wie auch weltliche (Beispiel: Galileo Galilei, der Dozent in Padua war, von den Venezianern aber nicht ausgeliefert wurde - dem Tribunal musste er sich erst stellen, als er seinen Sitz nach Florenz verlegte, weil er bei den Medici mehr Lohn erhielt. Es gibt natürlich auch das negative Beispiel, Giordano Bruno, der nach Venedig flüchtete, und glaubte dort sicher zu sein. Er wurde jedoch ausgeliefert - aber eher aus Staatsinteressen heraus, weil Venedig damals im Krieg mit den Osmanen lag, und keinen Ärger mit Rom riskieren wollte.)
Inquisition gab es keine. Minderheiten, wie orthodoxe Griechen, sunnitische Türken, spanische Juden, armenische Monophysiten und persische Schiiten konnten frei ihren Glauben ausüben. Die wurden zwar in eigene Viertel/Kontore gesperrt, aber das war üblich so (das Fondaco dei Tedeschi war in gewisser Weise das "deutsche Viertel"), und die Sondersteuer betraf alle Nicht-Venezianer, da die Stadt aus allen Nähten platzte, Baugrund in der Lagune spärlich war, und man es als Soll der Fremden betrachtete, dass man mehr zu bezahlen hatte, wenn man anderen den Platz wegnahm - außerdem reden wir hier von einem Handelsvolk, wo man Profit machen kann, macht man Profit.
Soweit mal zum Religiösen/Kirchlichen Einfluss. Verglichen mit anderen Gebilden Europas war das unsagbar modern.
Das Holz wurde im Übrigen nicht für Häfen gebraucht. Sondern als Schiffsmaterial und Grundstock für die Häuser und Palazzi. Dalmatinisches Holz war berühmt für seine Härte - insofern zogen die Venezianer dieses dem auf dem Festland des Veneto, Friaul und der östlichen Lombardei vor. Abgesehen davon war Istrien zu der Zeit noch hauptsächlich venetisch geprägt, gehörte seit etwa 900 zur Republik bis zum Untergang 1797, und war mehrheitlich bis ins Jahr 1946 von "Italienern" (besser: Veneto-Istriern) bewohnt. Dalmatien gehörte ab etwa 1000 zu Venedig (mit den wichtigen Städten Spalato/Split, Zara/Zadar und Ragusa/Dubrovnik), wovon nur Ragusa verloren ging, welches später selbst eine Handelsrepublik nach venezianischem Vorbild wurde. Die Städte des venezianischen Dalmatiens wurden extrem reich als Zwischenstation zwischen Orient und Lagune, dazu kam der Holzexport. Ich glaube, diese ganze Rodung war für die dort lebenden Schiavoni (so nannten die Venezianer die slawischen Kroaten, im Gegensatz zu den romanischen Dalmazi) von großem Vorteil, und weniger mittelalterliches Denken, als profitorientiert. Ist natürlich schade, das mit dem Karst heute, aber Griechenland war vor 2500 Jahren ein dicht bewaldetes Gebiet, bevor die Perser kamen, Marathon, Salamis und Co. folgten, und der attisch-delische Seebund seine Riesenflotte heranzüchtete. Was willst du mir eigentlich genau mit dem Einschub sagen? Dass die Venezianer die Kroaten ihres Holzes beraubt hätten? Erklärs mir mal bitte ausführlicher. Wie gesagt, Raubbau ist heute noch viel schlimmer als damals, da müssten wir ja Neanderthaler sein... und wenn du den Venezianer vorwirfst, sie hätten besser handeln sollen, mein Gott, dann verlangst du von Leuten, die vor uns lebten, mehr als von uns selbst heute. Ich glaube, das passt in keiner Weise zusammen, oder?
Und jetzt mal ganz allgemein zur venezianischen Mentalität:
- die Venezianer führten um 1000 bereits die Gabel als Essbesteck aus Byzanz ein, welche im Dialekt bis heute "peron" anstelle des ital. "forchetta" genannt wird. Im Rest Europas sollte es noch fast bis in deine so hochgepriesene Aufklärung dauern, bis man das Teufelwerk nördlich der Alpen einführte. So geht es auch mit anderen Dingen, wie später der Glasherrstellung, der Seidenherstellung, der Buchdruckerei. Die Venezianer waren für alles Neue offen, wenn sie Nutzen darin sahen - im Gegensatz zu der sonst sehr bieder-bescheidenen Auffassung des Christentums, welche große Teile Europas prägte, und oft auch schnellen Fortschritt verhinderte.
Im Übrigen führte die Einfuhr der von anderen Völkern zwispältig betrachteten Mandeln (deren Öl auch tödlich sein konnte) in Venedig zur Kreation der Süßspeise, welches sie ihrem Patron widmeten: Marci Panis, Markusbrot. Marzipan. Und das etwa 400 Jahre, bevor das Rezept nach Lübeck kam. Soweit zur Innovationsfreudigkeit...
- die Venezianer waren um 1000 schon ziemlich stark im Orientgeschäft drinne, ohne irgendwelche Vorbehalte gegen Muslime und Juden zu haben. Aufgrund des venezianischen Ethos war es egal, welcher Religion du angehörst. Wer mit mir handelt, ist mein Freund. Die Venezianer haben sich zwar anschließend dumm und dämlich an den Kreuzzügen verdient, aber immer nur als Transporteure, selbst im so oft gescholtenen 4. Kreuzzug. Ägypten war stets ein beliebter Handelspartner, das änderte sich erst 1517 mit der Angliederung ans Osmanische Reich. Die Türken wiederum waren Erzfeinde der Venezianer, was nach mehr als 700 Jahren den ägyptisch-venezianischen Austausch beendete.
- die Venezianer hatten eine echte Republik. In ihrem System regierte der "Große Rat" der Stadt, ein Gremium aus Patriziern, welche ihr Recht aus dem Sitz ihrer Vorfahren herleiteten. Ab einem gewissen Reichtum, durch Heirat oder durch besondere Verdienste für die Republik konnte man in den Rat kommen. Reichtum war wichtig, da es keine Gehälter gab, es dir bei Tode verboten war, Geschenke anzunehmen (Todesstrafe wegen Bestechung!), man Projekte mitfinanzieren musste, und fähig sein musste, dem Staat Geld, Kredite und Anleihen vorzustrecken.
Das Konzept einer Patrizierrepublik hört sich für unsere Ohren archaisch an, unter diesen Gesichtspunkten ähnelt sie aber eher der heutigen Ordnung als die unzähligen Monarchien. Die Venezianer kannten demokratische Elemente innerhalb der Staates, so wurde früher der Doge per Volksakklamation gewählt. Ab dem 12. Jahrhundert wurden aber jegliche plebiszitäre Elemnete gestrichen, da man merkte, dass das Volk größtenteils unfähig war, und ging stattdessen zu einer Herrschaft der Adligen und Reichen über, da man der Auffassung war, dass die Besten des Landes am besten den Staat lenken sollten. Aufgrund der oben genannten Umstände wäre das Eintreten eines Handwerkers in den Rat einfach unmöglich gewesen, weil er die ganzen Kosten eines Senators, Consigliero, Savio, Capo oder sonstwas gar nicht hätte bezahlen können, die anfielen - jeder hatte seinen Platz.
In gewisser Weise imitierten die Venezianer damit eine Mischung aus Platons Staat und den Vorstellungen der Liberalen des 18./19. Jahrhunderts - letztere wollten auch nicht, dass "die Gosse wählt", sondern eine Versammlung der reichsten und besten des Landes, oben drüber ein repräsentativer König. Womit ich beim...
- Venezianischen Dogen wäre. Republikgeist ohnegleichen. Tatsächlich war der Mann im frühen Mittelalter ein Herzog, wurde aber von den Ratsleuten in seiner Macht so beschnitten, so begrenzt, so überwacht, seiner Kompetenzen beraubt und nur noch als Aushängeschild benutzt, dass er reine Repräsentationsfigur war. Er verkörperte die Republik, war es aber nicht, sondern die Räte, in denen die Gleichen unter Gleichen saßen (wenn es denn Patrizier waren). Der Doge war in etwa das, was heute der Bundespräsident darstellt. Mit dem mittelalterlichen Dneken, dass "der, der König heißt, auch König sein muss", geht das gar nicht konform (letzteres Zitat führte dazu, dass der Hausmeier Pippin den Frankenkönig der Merowinger absetzte, sich selbst zum König erhob, und das Geschlecht der Karolinger begründete, aus welchem Karl der Große hervorging).
- Venezianische Sozialsystem. Die Republik hatte eine vorbildliche staatliche Fürsorge, welche von den Wohlfahrten ausging, welche Schuole (Einzahl Schuola) hießen. Die Schuole waren den Gilden ähnlich. Berufsgruppen waren darin eingetragen, fanden sich zusammen, bestimmten Löhne und Preise. Wurde ein Meister arbeitslos, ein Geselle, etc., so kam die Wohlfahrt für ihn auf. Er bekam für die Dauer seiner Arbeitslosigkeit ein Mindestsoll an Nahrung und Geld, um über die Runden zu kommen. Eröffnete jemand einen neuen Betrieb, wandte man sich zuerst an die Schuole, um Arbeitslose wieder in Arbeit zu führen. Zudem gaben die Schuole Kredite (mit moderatem Zins) an arbeitslose Meister, damit sich diese eine neue Existenz gründen konnten - unter hoher Aufsicht der Vorsteher, welche prüften, ob das Geld richtig verwendet wurde, und im Ernstfall auch wieder pfänden und alles einziehen konnten.
Auch in anderen Bereichen gab es Einrichtungen, die dem modernen Sozialstaat in nicht viel nachstehen (teils vielleicht überflügeln?). Viele Schuole wurden zu reichen und mächtigen Organisationen innerhalb der Stadtinstitutionen, die aufgrund der zahlreichen "Mitgliederbeiträge" Unsummen für Kunst und Kultur ausgeben konnten (was in Venedig den Anstoß zur großen Kulturwelle der Malerei der venz. Renaissance gab).
In der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Gesellschaft waren Waisen oft ein großes Problem, welcher sich allein die Kirchen annahmen, und ohne diese kaum eine Möglichkeit auf ein gutes, wenn überhaupt ein irgendwie geartetes Leben hatten. Der venezianische Staat, welcher die Hospize, Kapellen und Pfarreien ebenfalls unter Kontrolle hatte, sowie die Waisenhäuser, wusste selbst dies zu nutzen: die Kinder wurden als Musiker erzogen. War ihre Stimme gut, kamen sie in die Gesangsgruppen, wenn nicht, mussten sie ein Instrument erlernen. So züchtete sich Venedig eine Masse von Musikern und Sängern heran, welche die Stadt zum Zentrum der europäischen Komposition machte, da genug "Rohmaterial" vorhanden war. Waisenhäuser waren regelrechte Konservatorien, Kirchen wurden zu Gesangshallen. Zuerst nur sakral eingesetzt, wurden in den späteren Madrigalchören und frühen Opern die Kinder zu regelrechten Stars und verdienten hohe Einkommen, die ihnen (und den früheren Erziehern) ein gutes Auskommen sicherten.
Das hörte erst im 18. Jahrhundert auf, als Wien langsam an Bedeutung gewann. Einer der letzten Pfarrer, der es zu Ruhm als Vorsteher eines Waisenhauses brachte, war im Übrigen Antonio Vivaldi...
- Venezianische Entdeckungsfreudigkeit. Typisch beim Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit ist das Befreien aus den engen Grenzen, hin zum Suchen nach der Weite, neuen Horizonten. Kolumbus war Genuese, aber Marco Polo, Niccolo di Conti die Cabotos (Giovanni und Sebastiano) und Ca da Mosto sind auch erwähnenswert, finde ich. Fast alle Entdeckungen der Neuen Welt sind - wenn es denn Seeerkundung war und nicht Eroberung - von Männern aus dem heutigen Italien geführt worden. Weiso? Weil das Herausbrechen für diese lLeute aus "aufgeklärterem" Haus einfacher war als für die zumeist noch recht auf Kreuzzug und Landkrieg konzentrierten Spanier, welche es anfangs Experten überließen, für sie das Land zu erkunden. Es gehört ein gewisses Maß an Intelligenz und Vision dazu, drei Wochen über grenzenloses Wasser zu schippern, und da gehörten neben Toskanern, Ligurern und anderen auch die Veneter dazu. Anderen fehlte das offensichtlich.
- Venezianische Bildung. Wir wissen aus Dokumenten, welche im Austausch zwischen verschiedenen Städten Italiens entstanden, dass die Venezianer um das Jahr 1000 herum den höchsten Alphabetisierungsstand ganz Italiens (und damit vermutlich Westeuropas) besaßen. Beispiel: bei Handelsverträgen, diplomatischen Angelegenheiten und sonstigen Papieren unterschreiben fast alle Teilnehmer stets mit einem einfachen x. Venezianer immer mit ihrem Namen.
Grund dafür ist die in Venedig bewahrte byzantinische Tradition (und damit römische), nämlich dass Schreiben keine Angelegenheit von Wenigen ist, sondern übliches Mittel im Alltag. Selbst Werftarbeiter konnten schreiben. Sich schriftlich beim Rat beschweren (was in anderen Teilen Europas schon unmöglich war, weil die Anfertigung einer schriftlichen Klage durch einen Notar nicht immer erschwinglich war), zudem musste man allgemeine Verkündungen lesen, die selten ausgerufen wurden, sondern vielmehr auf der Piazza San Marco ausgehängt wurden.
Die Alphabetisierungsrate war daher bis ins 18. Jahrhundert im Vergleich zu anderen europäischen Staaten geradezu exponentiell hoch. Weshalb Venedig auch immer eine der wichtigsten Buchbinder-, später Druckereistandorte war. Und Bildung ist der Grundstock für eine "aufgeklärte" Gesellschaft.
- Venezianische Identifikation, "Nation"gefühl. Eine Sache ist besonders erstaunlich, nämlich das Selbstverständnis der Venezianer im Bezug auf das, was sie sind, und was ihren Staat ausmacht. Die frz. Revolutionäre streiten ja partout ab, dass es einen Staat ohne Verfassung geben kann, daher wäre auch die Republik nach aufgeklärten Maßstäben keine, weil es keine festgeschrieben Verfassung gab, sondern die Staatsmänner sich nach Gewohnheitsrecht orientierten, was bei einem Komplex aus mehreren Räten, Gremien, Versammlungen, Hauptversammlungen und Gerichtsbarkeiten und Ausschüssen nicht gerade einfach war. Eine Trennung zwischen Executive, Legislative und Judikative gab es freilich nach montesquiescher Vorstellung nicht.
In früheren Zeiten war die Volks- und Staatszugehörigkeit eine schwierige Sache. Aufgrund der Fürstenschaft war man weniger Deutscher, als vielmehr Untertan des römisch-deutschen Kaisers. Zugehörigkeit definierte sich durch ein Verhältnis zum Herrscher. Unsere heutigen Nationalsstaaten erleichtern uns natürlich zu sagen, dass man Spanier oder Franzose ist, in der damaligen Zeit der Splitterstaaten war es natürlich deutlich schwieriger.
Trotzdem gab es ein "Wir"-Gefühl. Das gab es durch den Glauben natürlich in ganz Europa, aber die Venezianer waren besonders aufgrund ihres Stolzes, und der Gewissheit, Venezianer sein, nicht überall beliebt (
). Die Identifikation mit dem Staat lief hier nicht über den Herrscher, welcher Schutz und Versorgung gewährte, sondern war ein ureigenes Gefühl, vergleichbar der Arroganz der Franzosen (wenn auch nicht derart stark). Wir sind erst Venezianer, dann Christen. Das sagt es.
Ein Beispiel, um es zu verdeutlichen: als Napoleon den Veneto eroberte, leisteten ihm die Veroneser Widerstand. Nicht die Armee, nicht die Bataillone, nicht die Artillerie, sondern Bürger, die sich bewaffneten, Milizen bildeten und sich gegen die Franzosen wehrten, die Banner des Löwen hissten und in einem Himmelfahrtskommando sich den besatzern entgegenstellten. Die herrschenden Patrizier, welche größtenteils nicht in Venedig waren, und nichts riskieren wollte, hielten sich zurück, aber das Volk, die Veneter kämpften. Der Aufstand wurde blutig niedergeschlagen.
Nachdem auch Venedig gefallen war, wiederholte sich dasselbe Spiel dort. Der aufgebrachte Mob hob, obwohl die Republik offiziell aufgelöst war, die alte Bandiere von San Marco auf, und versuchte sich ein letztes Mal aufzubäumen, in einer Art des Patriotismus, der über Jahrhunderte bewahrt worden war, und ein letztes Mal zum Ausbruch kam. Geschichten wie diese gibt es viele, ich nenne aber ausgerechnet diese, weil die ach so aufgeklärten Franzosen mit ihren Idealen der Aufklärung selbstverblendet den Venezianern zuriefen:
Diese Fanatiker! Sie rufen ihren Patron! (unter dem Kampfruf der Venezianeran Marco co nu!)
und den Mob, der für Freiheit und Unabhängigkeit kämpfte, an die eigenen Ideale glaubte, brutalst niederschossen. Es war ja zu ihrem besten. Napoleon hatte sie von ihrer Bevormundung befreit, von dieser bösen, bösen Republik. Lang lebe das Empire Napoleons, der Alleinherrscher (der eine Republik abschaffte), Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit!
Das ist die Hybris der Aufklärung.
PS: Die Venezianer hatten keinen Zaubertrank, sonst hätten sie sich nicht in fast 400jährigen Kampf mit den Osmanen zermürbt, sondern es gäbe ein wunderbares venetisches Kolonialreich von Bergamo bis Antiochia und Alexandria
PPS: Sehe in der Vorschau, dass du wieder geantwortet hast. Du bekommst morgen deine Antwort, herrscherschatzi, Scipiobärli finde ich übrigens süß.