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100m Sprint. Die angebliche Königsdisziplin der Leichtathletik-Wettkämpfe. Das Spektakel dauert gerade mal knappe 10 Sekunden. Und nur alle 4 Jahre schaut die Welt wirklich ganz genau hin. Nicht gerade gute Voraussetzungen, um diesen Sport irgendwie Profi-mäßig zu verwursten.
Es regnet dennoch kräftig Sponsorengelder. Und dafür müssen die Sprinter auch was tun. In erster Linie siegen, das versteht sich von selbst. Aber das allein reicht nicht. Da könnte man auch die 100m am Radio verfolgen. Goldmedaille ist schön und gut, aber Weltrekord noch besser. Und man muss einen gehörigen Rummel um die Sache machen. Bilder müssen her. Überdimensionierte Goldkette reicht nicht. Schon im Training sollte man als Sprinter einige Testosteron-geschwängerte Faxen einstudieren. Ben Jonson stand zum Beispiel auf den Zieleinlauf mit Faust in der Luft. Mit Weltrekord versteht sich. Aber das ist 20 Jahre her. Seitdem hat sich eine Menge getan.
Und so sehen die Faxen heute aus:

1. mit goldenen Schuhen laufen, einer am besten offen
2. nach 70m austrudeln lassen
3. nicht zur Seite sondern zurück blicken
4. Arme nach 80 m mit offenen Händen zum Bremsen ausweiten
5. Für das Zielfoto noch auf die Brust schlagen
6. den (am besten eigenen) Weltrekord auf diese Weise um gleich 3 Hundertstel verbessern
6. nach Zieleinlauf Tempo wieder allmählich verschärfen
7. zügige Ehrenrunde
8. trotz Werbeverbots bei Olympia goldenen Schuh präsentieren
9. in der Pressekonferenz behaupten, man hätte auch noch eine Zehntel Sekunde schneller laufen können, aber darum sei es ja nicht gegangen, 100m sei ja sowieso nicht die Paradedisziplin
10. absahnen. Und zwar schnell.

Usain Bolt. Neun-Komma-Sechs-Neun. Schaut man auf den Verlauf des Rennens, und blendet die Faxen mal aus, fällt etwas auf. Er hat nicht etwa einen überragenden Start hingelegt. Die ersten 40m lief er nicht etwa schon 8m voraus und die letzten 30 hatte er mit Sprinten schon aufgehört. Die eigentliche Leistung mußte er also irgendwo in den 30m dazwischen auf die Bahn gebracht haben, während alle anderen von Anfang bis Ende nur bissen. 30 Meterchen um sich die Zeit für die Faxen hinauszulaufen. Und dort passierte aus meiner Sicht unmenschliches. Mit vielleicht fünf, sechs Schritten deklassierte er das gesamte Feld. Dafür musste er möglicherweise dort anderthalb mal schneller gelaufen sein als die anderen schnellsten Männer der Welt. Wie hoch der Faktor in der reinen Wattzahl aussieht, daran will ich garnicht denken. Da wird es nämlich nicht nur unglaublich, sondern gruselig.
Und in dieses gruselige Gefühl hält er den goldenen Schuh seines Sponsors. Vielleicht steckt dort ja die Chance für den sauberen Sport? Denn auch die naivsten Kunden werden wissen, dass es an diesen Schuhen ganz gewiss nicht gelegen haben kann.

Zitat

Original von Dickerbaer
Zum Doping an sich: Ich hatte einen Berufsschulkollegen, welcher Wachstumshormone nahm um in der Muckibude schneller als Gorilla auftauchen zu können. Er war kein Athlet, kam aber trotzdem LEICHT an dieses Zeugs heran.

In den Muckibuden hat man schon von Anfang an diese "Kultur" gepflegt. Bodybuilding ist ja nicht nur eine Sache der Gewichte. Viel wichtiger ist das, was man so den Tag über zu sich nimmt. Entsprechend gibt es dort allerlei Mittelchen, Pülverchen, Riegel, Drinks usw. Auf den Packungen sind Sinn und Zweck gerne mal mit irgendwelchen Diagrammen und Leistungskurven "wissenschaftlich erwiesen". Der Schritt zu den wirksamen Mitteln ist da bestimmt nicht mehr weit. Zumindest ist es sicherlich wesentlich einfacher, sich ein verbotenes Testosteron-Pflaster aufzukleben, als einen erlaubten klebrigen Drink das x-te mal herunterzuwürgen, bei dem man nicht weiß, ob man ihn wirklich trinken, oder doch lieber erst kauen sollte.
Und in jeder Muckibude ist ganz bestimmt mindestens ein sportchemischer Berater anwesend, der einem erzählt, dass da garnix passieren kann, zumindest dann wenn man es so macht wie er es sagt und was all die Erkrankten und Verstorbenen so alles falsch gemacht haben.
Naja, mein Ding ist es nicht. Ich mache lieber echten Sport. Aber auch in den Breitensport soll das Zeug ja mittlerweile Einzug gehalten haben. Wer weiß, wie lange es überhaupt noch erlaubt ist, auch ohne zu Doping Sport zu machen.

Ja, aber dann gibt es doch bestimmt auch Tests. Also ich will mich dann nicht mit ´nem negativen Doping-Test... äh ... positiven Nichtdoping-Test erwischen lassen. Man bräuchte irgendwelche Fake-Drugs die Doping nur vortäuschen. Ach nee, da beißt sich die Katze ja wieder in den Schwanz.

So, es ist eine Weile her, Usain Bolt hatte zwischenzeitlich einen Autounfall und eine entsprechend lange Verletzungspause hinter sich. Er scheint aber schon etwas über den Berg zu sein, denn gerade eben lief er in Berlin die 100m in einer Zeit von

NEUN KOMMA FÜNF ACHT

Egal was er nimmt, die Hälfte davon hätte sicherlich auch gereicht.