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Sonntag, 11. Mai 2008, 09:22

Das Aussterben von Dorf und Volksfesten

Nun, wir haben zur Zeit unser Schützenfest, es ist eine weit über 200 jährige Tradition, dass wir zu Pfingsten groß feiern.

Allerdings fällt mir auf, dass es immer weniger Teilnehmer werden, das Fest zurückschrumpft, das Zelt immer früher leer ist und dass alte Traditionen nicht mehr gepflegt werden.

Früher war diese Feier ein Grund dafür, dass sich alte fortgezogene Freunde mal wieder blicken ließen und ein zwei Nächte im Dorf übernächtigten, aber heute ist dies vorbei.

Der Samstag war immer der Bringer, das Zelt war rammelvoll, eine friedliche Feier, hier und dort lagen lediglich ein paar besoffene Rocker am Boden und prügelten sich zwischen Glasscherben. Unser Nachbarsopa sang, auf einem Stuhl stehend, sauige Lieder, während draussen die Kiddies den Autoscooter umlagerten.
Man tanzte, hatte seine Ecken und Nischen in die man sich verkriechen konnte, und solange man den prügelnden Rockern nicht auf die Finger trat, behielt man auch alle Zähne. Geile Party!




Heute fehlen zwei Drittel der Dorfbewohner, statt dessen rennen auf dem Zelt die verpickelten Blagen, der Wilden und Kannibalen der benachbarten Städte herum.

Man zieht Messer, ein Sicherheitsdienst muss her und draußen dröhnt vom Autoscooter kommend ein Mix aus orientalisch angehauchtem Modern Talking und diesen Techno-, Rap, Stottertexten herüber.
Im Zelt gröhlt eine Combo aus abgelehnten DSDS Bewerbern uralte Texte in einer derartig grausigen Weise, dass unter dem Zeltboden sämtliche Regenwürmer auswandern.
Die (eigentlich harmlosen) Rocker sind fort, ein Sicherheitsdienst blockiert den Eingang, aber trotzdem wird auch diesesmal wieder ein Bericht über Verletzte in der Zeitung stehen.
Einheimische Opas, welche die Dorfjugend zum mitmachen animieren? Fehlanzeige!
Ich kam auf das Zelt und kannte niemanden.
Stimmung = Null, statt dessen laberte mich unser Dorf- Saufkopf voll, es gab keine Chance sich irgendwo zu verkriechen und knapp nach 12 Uhr war der Hauptteil der Party vorbei, denn man sah wieder diese Schläger zum Fest schleichen.

Für Sonntag und Montag habe ich schon jetzt meine Schlüsse gezogen, dort feiere ich nicht mehr mit.



Nun meine Fragen:


Ist unsere Jugend zu blöd zum feiern? Warum nutzen die alten diese eine Gelegenheit des Jahres nicht mehr Kontakte aufrecht zu erhalten? Ist es bei Euch auch so, dass durch Vereinsmeierei viele von Festen fortbleiben und dass sich nur noch Dreck und Pöbel aus anderen Dörfern auf dem Zelte trifft?

Alexis66

Steuermann

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2

Sonntag, 11. Mai 2008, 12:16

Die Gesellschafft hat sich verändert.

Bei uns wurde früher auch auf Festen der Alc konsumiert :hauwech:, doch wenn mal ein Alci zum Pöbel entwicket hat, wurrde er aus dem Zelt gezerrt und bearbeitet :aua: :silly: :kopfnuss:. Am nächsten Tag war alles wieder vergessen :hauwech:.

Unsere Kräfte wurden mit Armdrücken oder hau den Lukas gemessen.

Wenn es keine Feste gab, haben wir Jungs, noch die alte DeutschMark in den Topf geworfen, und dafür ein/zwei Kisten Bier besorgt, für die Mädels gabs Zuckerwasser, oder das was sie sich gewünscht haben. Und schon hatten wir eine nette Party.

Heute gibt leider fast nur noch Komasaufen, bzw. wer hat den geilsten/stärksten Wagen.

Wenn ich mal im Blödmarkt in der Spieleecke bin, und mich nach Strategie Spielen umsehe, ist der meiste Andrang bei den Baller Spielen.

Ich denke dass die heutige Jugend zu sehr vom Konsum beeinflusst wird. Sie sitzen viel zu lange am PC oder vorm Fernseher. Gesellschafts-Spiele kennt man kaum noch. Viele Eltern unternehmen viel zu wenig mit ihren Kindern, Spielplatz, Sportplatz, Radfahren oder Brettspiele bei schlechtem Wetter.


Freue mich mich schon auf den heutgen Abend, da kommt mein Freund, und wir werden auf der Terrasse bei einer guten Flasche Wein Back-Gammon spielen. Und vorher gehen wir zu meinen Eltern in den Garten. Werden gemütlich zusammensitzen, grillen. Mit den Kindern Fussball spielen und wenn es uns zu warm wird, dann kühlen wir uns Wasserspritzpistolen ab :D.

Alexis
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Kaptain Ramon

I.A.A.M. / D.E.A.P. Supporter

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3

Sonntag, 11. Mai 2008, 17:15

Wie ich sehe sind wir etwa alle gleich jung :D

Ihr habt leider recht,heute weiß keiner mehr wie man Spaß haben kann.
Von den guten alten Zeiten(!) ist nichts mehr übrig geblieben und die kommen auch nicht wieder.
Seht Euch doch nur die charts an,dazu Alc und Drogen ohne Ende,was soll oder kann man da noch erwarten?
Nichts!!!
Da bleibt doch nur der Gedanke an vergangene Tage :traurig:

PS: Meine Kleine ist 6 und sie steht auf Back-Gammon :D

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Kaptain Ramon« (11. Mai 2008, 17:16)


4

Sonntag, 11. Mai 2008, 18:03

Mich stört eher, das die Einheimischen es nicht mehr schaffen, ihr fettes Heck vom Sofa zu bewegen und zum Fest zu gehen.

Statt dessen wird einem Wanderzirkus gleich, immer wieder auf die Disco-Zappel Jugend gesetzt um selbst auf einem Schützenfest maximalen Gewinn zu erzielen.


Diese Jugendlichen sind dann aber meistens nicht mit der Dorfgeschichte verbunden, bauen nichts mit auf, kommen nur zum Saufen und treten auf dem Heimweg alles kaputt was ihnen vor die Füsse fällt.

Folge: Immer weniger alte kommen zu den Feiern, Organisatoren springen ab usw.


Hier ist es allerdings schon soweit, dass jetzt auch die Jugendlichen ausbleiben, da sie ja ohnehin jede Woche auf Party sind. Mit dem Resultat, das ein Fest nach dem anderem stirbt.

Weitere Folge: Keine alten, keine jungen, nur noch diese Grützköppe mit ihren verquollenen Augen rennen umher und knallen fleissig Biergläser (Stück 2€!) an die Wand.



Herrgott nochmal, da stapft man zum Fest um eine Frau kennen zu lernen und ein wenig zu tanzen und was trifft man an?
43 Meilen Krampfadern, 114 Tonnen Speck und soviele Säuferlebern, dass man Hagenbecks Zoolöwen damit 8 Wochen lang mästen könnte! :maeh:
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5

Sonntag, 11. Mai 2008, 18:54

Ich kann noch einen draufsetzten. In mein Geburtsdorf sind im laufe der letzten 15 Jahre so viele Städter dazugezogen. Aus einem Stadtmenschen kann man einfach keinen Landmenschen machen. Wie ich darauf komme? Na ganz einfach. Da wo ich herkomme da gibt es noch echte Höfe mit Hühner, Katzen und Hunden. Die tollen Städter regen sich aber darüber auf wenn der Nachbarshahn morgens um 5 Uhr schon kräht. (Lärmbelästigung wird das dann genannt.) Und genauso ist es dann auf den Dorffesten. Die Städter in der einen Ecke und die aussterbende Landbevölkerung in der anderen. Den Städtern ist nichts fein genug. (Es kommen dann so tolle Sätze wie: Die Alteingesessenen müssen sich uns anpassen. Kein Witz.) Das Ende vom Lied man geht nicht mehr dort hin.

Und dann ist da noch ein anderes Problem. Meine Buddelkastenfreunde wohnen fast alle nicht mehr dort. (Ich ja auch nicht.) Und so trifft man sich nur noch alle Jubeljahre und dann bei einem der noch vor Ort lebt. Dann kochen wir und machen unsere vielgeliebten Spieleabende.

Ganz ehrlich, ich gehe nur noch auf unser Dorffest, wenn ich weis das meine ganze Familie dort anzutreffen ist. Dann weis ich wenigstens das ich mindestens 20 bekannte Gesichter dort noch treffe. :D
  Das Leben wird immer härter. Bitte schick Schokolade. :engel:

annokrat

Schatzjäger

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6

Sonntag, 11. Mai 2008, 19:37

kommt mal wieder runter.

Phoebe de Prie,

"Meine Buddelkastenfreunde wohnen fast alle nicht mehr dort. (Ich ja auch nicht.)"

und warum? weil wahrscheinlich selbst die landbevölkerung dieses obertolle landleben satt hat.

mich hat schon 1970 diese festzeltseeligkeit genervt und konnte nicht verstehen was leute dazu bewegt sich blasmusik und deutsche, bier geschwängerte sangeslust anzuhören (käme auch nie auf die idee das oktoberfest oder den cannstadter vasen zu besuchen, ausgenommen die achterbahn).

und schon über uns haben sie gesagt, dass wir nur noch vor dem fernseher sitzen und total verblöden.

Phoebe de Prie, nach meiner erfahrung bestehen tiefgreifende unterschiede zwischen land- und stadtbevölkerung, das beginnt schon in den gemeinden im "speckgürtel" um unsere stadt. ich sehe im landleben die enge begrenzung der personen in der unmittelbaren umgebung als wesentlichen nachteil, der letztlich dazu führt, dass man sich diesen "dorftraditionen" gnadenlos unterordnen muss oder ausgestossen wird. diese soziale gemeinschaften haben für mich immer einen beigeschmack von inzucht. ich arbeitete etliche jahre in einer firma in so einem vorstadtdorf. bereits morgens um 10 wusste ich wer wen die letzte nacht gebumst hatte, und das obwohl ich überhaupt nicht dazu gehörte. höhepunkt war dann immer der anruf der tussy, die sich flachlegen liess, bzw. sich ins bett gedrängt hatte, bei der freundin des typen um ihr zu versichern, dass nichts passiert wäre. defacto war es so, dass bis 30 jeder jede und jede jeden gebumst hatte. auf mich wirkte das wie das lausen bei den affen um soziale spannungen durch ständige verbrüderungsrituale abzubauen.

mich wundert es nicht wenn jugendliche dann die stadtbahn entdecken, um mit ihr wenigstens am wochenende dieser dörflichen idylle zu entfliehen.

und deshalb bin ich begeisterter stadtmensch geworden, habe ganz gezielt keinen eigenen garten (scheissarbeit), sondern nutze die biergärten der innenstadt und die städtischen grünanlagen vor der haustür.
mit leuten, die ich nicht leiden kann, muss ich nicht auf gedeih und verderb zusammen leben. jeder hat freiraum genug und findet für sich ein sympathisches umfeld.

vielleicht landen inzwischen auf den dorffesten nur noch die leute, die aus irgendwelchen gründen nicht weg kommen und deshalb dort irgendeine beschäftigung suchen, vorwiegend um ihren frust abzubauen.

ich vermisse bestimmt nicht den untergang von schützenfesten, blasmusik, schlager und besoffenen sängern an den biertischen.

annokrat
  anno 1503, das beste anno aller zeiten.
anno 1701, das anno für ewige anfänger.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »annokrat« (11. Mai 2008, 19:38)


7

Sonntag, 11. Mai 2008, 20:08

Naja, es gibt auf dem Dorfe immer Tendenzen sich vor neuem zu verschließen, allerdings sind die Dörfer oft auch die Quelle für Neuerungen.

Wir lassen im Nachbarort des öfteren Rock- Gruppen auftreten, vor allem unbekannte, welche dadurch auch mal eine Chance bekommen sich öffentlich zu zeigen.

Diese Events sind meist recht gut besucht, eine Alternative zu dem üblichen niveaulosen "Status Quo und Queen" Karaoke Gegröhle auf den Feiern.

Nur ist man zu bräsig dies auch auf den richtigen Feiern zu bringen. Gut es ist nicht alles immer Prima, letztens mussten wir aus "kulturellen Gründen" auch einer Reggae Gruppe eine Chance geben, aber wir sind halt keine typischen Zeltfest- Spinner.


Eine Stadt wäre nichts für mich, absolut nicht, hier kennt man nach ein paar Wochen die Ochsen, in der Stadt trifft man täglich auf neue.
Die Stadt.....der Nachbar liegt tot im Hause und erst nach Wochen bemerkt man es.

Ein Sumpfloch aus dem Stöckelschuh tragende Tussis hervorquellen und "Mode" machen. Eine Mode mit mindestens 30 Piercings in sämtlichen Körperteilen, oder einer Frisur wie um das Arschloch eines Chihuahua herum...
Obendrein gehen sie ebenfalls fremd, nur weiss man es nicht!

Da bleibe ich lieber Dörfler und grinse über unsere Trottel und unsere Austauschmuttis!
  Höflichkeit ist die höchste Form der Verachtung!

Guinness

Steuermann

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8

Montag, 12. Mai 2008, 08:41

Zitat

Original von Alexis66
....und wir werden auf der Terrasse bei einer guten Flasche Wein Back-Gammon spielen. ....

Alexis



Eine hervorragende Idee :up:

Kielschwein

Kielraumverteidiger

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9

Montag, 12. Mai 2008, 10:50

@ annokrat

Also da muß ich doch jetzt mal intervenieren. Du reduzierst das Landleben auf das sich gegenseitige Bespringen und Festzeltgesaufe mit Blasmusik, und dazu dann noch in den sogenannten Speckgürteln. Zuerst mal, diese Speckgürtel sind keine Dörfer, sondern das ist die Fortführung des Stadtlebens, nur eben etwas flacher gebaut. Dort wohnen nur Leute die nichts anderes zu tun haben, als über den Zaun zu schielen, ob es nichts über den Nachbarn zu lästern gibt. Aus diesem Grund verbreiten sich dort auch etwaige nächtliche Verfehlungen in Windeseile. Jugendliche können sich dieser „Idylle“ nur verweigern, wird ihnen doch von ihren Eltern nur Abgrenzung vorgelebt, am besten durch Statussymbole. „Die haben schon jahrelang das gleiche Auto“ oder „die müssen noch hinter ihrem Rasenmäher hinterherlaufen“ sind da noch freundliche Formulierungen…
In solcher Art geübte „Landbewohner“ flüchten natürlich in die von dir gelobte Stadt, sie schalten die Stadt quasi für ein paar Stunden an, doch eigentlich tun sie dort auch nur das, was sie immer tun. Sie „stylen“ sich auf, weil Kleider ja Leute machen, sie unterhalten sich nur mit Leuten die sie leiden können, über die anderen wird „abgelacht“ und wenn sie sich dann genug an sich selbst ergötzt haben, kehren sie frustriert und volltrunken in ihre „Heckensiedlung“ zurück, in der übrigens nur deshalb so viele Hecken stehen, weil Mauern nicht gestattet sind. Zum geschlechtlichen Umgang äußere ich mich hier lieber nicht, denn das würde wegen der „Natur“ der (Rand)Städter, diesem immer noch eins draufsetzen, einfach zu weit führen.
Annokrat, es tut mir wirklich leid, aber Du bist offensichtlich nie in einem Dorf gewesen, in einem richtigen Dorf, meine ich, denn von Freiraum zu sprechen, wenn man den beengten Sündenpfuhl Stadt meint, also das sagt doch eigentlich alles :P
  egal wieviele es versuchen, es gibt nur eine annozone

annokrat

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10

Montag, 12. Mai 2008, 13:27

ja, in diesen gemeinden gibt es diese ortsteile von mehr oder weniger betuchten stadtflüchtlingen. aber ich bezog mich lediglich auf die ursprüngliche bevölkerung der dörfer, die mit landwirtschaft oder örtlichem handwerk und handel gross geworden sind. und diese leben nicht in "heckensiedlungen", sondern im alten ort im eigenen hof, wenngleich auch viele bereits die landwirtschaft aufgegeben haben (aufgeben mussten).
die zugezogenen städter triffst du da in den kneipen und auf den festen nicht.
inwieweit sich dann die kinder dieser stadtflüchtlinge zu dörflern entwickeln, weiss ich nicht, es gab damals in meiner generation noch keine signifikante anzahl solcher verdörflichter städter.

annokrat
  anno 1503, das beste anno aller zeiten.
anno 1701, das anno für ewige anfänger.

11

Montag, 12. Mai 2008, 14:19

Das mit dem "nicht anpassen" liegt jedenfalls meistens eher am Auftreten eben dieser Städter. Wenn ich schon sehe wie manche von denen herumrennen.

Nur um zum Dorffest zu gehen kippt sich Madame mehr Lack auf den Pelz als auf einem A380 klebt.

Auf dem Feldweg wird mit Stöckelschuhen herumgerannt und man riecht wie ein Iltis.

Man verbrüdert sich selbstverständlich sofort mit den Randgruppen des Ortes, lässt sich in den Kirchenvorstand wählen und geht in die fdp.

Der Herr lädt sich in den örtlichen Kegelverein ein und schreit auf der Generalversammlung sofort nach revolutionären Veränderungen, bevor er allen anderen "Guten Tag" gewünscht hat.

Dem Nachbarshahn wird das Krähen verboten und man schafft sich einen hochgestylten Pudel an, welcher vor lauter gefärbtem Frolic lila sch***t!
Der Hund darf natürlich bellen!

Am Sonntag wird Rasen gemäht... Und man Ist natürlich FC Bayern Fan, mitten in Niedersachsen!


Natüüürlich wollen die mitgebrachten Kinder sofort Klassensprecher werden, scheissegal ob Sabine von nebenan sich schon wochenlang für die Mitschüler engagierte.


Noch schlimmer sind diese BIO und Müsli Kreaturen, welche als Jesus verkleidet durch den Ort "schweben". "Hach ist das alles schön hier, ich kaufe mir jetzt einen Resthof mit 20 Ställen und züchte mitten im Ort Kühe" Oh wie romantisch....


HURRAH HIER SIND WIR!....




Aber nicht mehr lange! :g:


Früher hätten wir soetwas im Sumpf verklappt! :maeh:
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Moby-Dick

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12

Montag, 12. Mai 2008, 16:18

Zitat

Original von Dickerbaer
Früher hätten wir soetwas im Sumpf verklappt! :maeh:

Früher war die Zukunft auch besser (Karl Valentin) ;)

13

Montag, 12. Mai 2008, 23:28

Ich hätte die Frage wohl nicht in einem Forum stellen sollen in dem die User jenseits des PC blau anlaufen oder zu Staub zerfallen.

Recht wenig Resonanz... :D
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xonox

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14

Dienstag, 13. Mai 2008, 13:59

Man kann ja nicht erwarten, dass sich technischer "Fortschritt" wie steigende Mobilität, mobile Verfügbarkeit und die Anzahl der verfügbaren Medien usw. nicht auch auf die Gesellschaft auswirkt. Was haben die Menschen vor 30 Jahren eigentlich mit all der Zeit gemacht, die heute für Internet, Handy, zig Fernsehprogrammen ohne Sendepause und Computerspielen drauf geht? Und wie fühlte sich das an, wenn man die besten Freunde nicht jederzeit und überall ansimsen, anchatten, anrufen und e-mailen oder mal ganz schnell vorbeifahren konnte? Ich kann mir gut vorstellen, dass unter diesen Bedingungen das Bierzelt eine weitaus wichtigere Funktion hatte, als sich nur sinnlos zu besaufen. Ähnliches gilt für Sportvereine und andere Auslaufmodelle gesellschaftlicher Vereinigungen. Es hilft nicht, dass irgendein Fest 200-jährige Tradition hat oder der Sportverein 100 geworden ist. Im Gegenteil. Es zeugt höchstens davon, dass sie unter gewissen Bedingungen geboren wurden, die heute ganz offensichtlich nicht mehr gelten.
Und wie das mit gesellschaftlichen Veränderungen so ist: Man kann sie nicht steuern. Man ist sowohl selbst ein Teil davon, kann auf der anderen Seite aber nur zusehen. Sicherlich ist es manchesmal bedauerlich, wenn man sieht, wie unmotiviert und leblos das real exitierende gesellschaftliche Miteinander geworden ist, vor allem wenn man weiß, wie schön das einst gewesen ist. Das paradoxe an der Situation: Auch heute wollen die Menschen im Grunde genau das gleiche wie vor 50 Jahren. Und auch in 100 Jahren werden sie die gleichen Grundbedürfnisse und Sehnsüchte haben. Und darunter fällt gerade das gesellschaftliche Miteinander. Komisch also, dass das Bierzelt urplötzlich nicht mehr funktioniert. Es ist doch wie dafür gemacht. Kam jung und alt damals etwa besser miteinander zurecht? Oder wie war das früher?
Es war genau das gleiche. Auch der alte Dorfsäufer hatte eine ganz andere Motivation ins Bierzelt zu gehen, als der 20-jährige Junggeselle. Dennoch bot es jedem was. Das Bierzelt brachte nur mehrere Motive im wahrsten Sinne des Wortes unter ein Dach. Und sogar die Musik war für alle. Einen altersdifferenzierten Musikgeschmack gibt es erst seit den 50er Jahren. Traditionsgemäß wurde dennoch jahrzehntelang auf Umtata gesetzt bis man eben Disco-Abend und Schnätterätäng trennte und damit schon das Ende des Modells einläutete. Heute ist Ü30, Ü50 und Disco-Abend und so muss sich eigentlich nicht wundern, dass die Zelte leer bleiben. Und blickt man auf die demografische Entwicklung, so sind allein die 60-70-jährigen rein zahlenmäßig in der Lage ein Zelt oder einen Verein zu füllen. Mit Leben erwecken können sie allerdings beides nicht.
Es gibt nicht mehr nur 100 Berufe, 3 Bildungsstufen und 20 Möglichkeiten seine Freizeit zu verbringen. Es sind hunderttausende verschiedene Konstellationen geworden. Und man bringt diese Gesellschaft nicht mehr real unter einen Hut.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »xonox« (13. Mai 2008, 14:02)


Moby-Dick

Schatzjäger

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15

Dienstag, 13. Mai 2008, 23:14

Zitat

Original von Dickerbaer
Ich hätte die Frage wohl nicht in einem Forum stellen sollen in dem die User jenseits des PC blau anlaufen oder zu Staub zerfallen.

Recht wenig Resonanz... :D

Ich kann Dir zwar bei diesem Thema folgen, bin aber wg. meiner persönlichen Erfahrung anderer Meinung:
Ich bin vons Dorf und kenne daher Bierzelt, Frühlingskirmes, Maibaumgedöns, Sonntagsmesse im Pelzjäckchen, usw, usw. Für mich war das Dorf eine riesige Gemeinschaft, die direkt an das eine Ende weitergab, wenn ich am anderen Ende geniest habe. Ich fand´s zum K*****, bin in die Stadt gezogen und nur noch hin und wieder in meinem Heimatdorf. Ich habe in Aachen gearbeitet, in Köln, in Berlin und seit ´81 lebe ich in Gelsenkirchen .... ich wollte in unserem Dorf nicht tot am Zaun hängen.

Wenn Du der heilen Welt von früher hinterher trauerst, felht Dir etwas, vor dem ich schon lange freiwillig wechgelaufen bin :g: