Ich hab hier mal einen neuen Streifen aufgemacht um mal einige wenig geordnete und nicht immer ganz ernst gemeinte Gedanken zu einigen Legenden und anderen Ungereimtheiten über ANNO 1701 loszuwerden.
Zum Thema Rechenleistung und Graphikpower
Wenn man von dem üblichen Zeitplan ausgeht und daran das Erscheinungsdatum von ANNO 4 hochrechnet, ist das mit der Rechnerleistung dann wohl kein Problem mehr. Mussten nicht jede Menge Leute auch damals beim erscheinen von ANNO 1503 in leistungsfähigere Graphikkarten investieren? Kräht heute kein Hahn mehr danach.
Mit dem Erscheinen von ANNO 4 ist ja wohl frühestens in drei Jahren zu rechnen. Da sich nach wie vor im PC-Sektor alle drei Jahre die Rechenleistung mindestens vervierfacht ist da wohl mit wenig Problemen zu rechnen. Im Gegenteil, Es dürfen wieder einige Produktionsketten dazukommen ohne, dass die Rechenleistung einer Dattelkiste völlig überfordert ist.
Eine Rückkehr zu 2-D wäre wohl auch echt zum lachen.
Einen Einstieg in die vierte Dimension bereits mit ANNO 4 würde ich aber für verfrüht halten.
Zum Thema anspruchsvolles Aufbauschach oder der ANNO-Porsche
Ich glaube die Spekulation auf den ANNO-Porsche wäre wohl ein übertrieben elitäres Vorhaben. Die Käuferzahlen, die sich so was leisten wollten, wären dann doch extrem exklusive. Ich denke, hier wird ständig mit Zahlen von Märkten spekuliert, die es so wohl nicht wirklich gibt. Selbst wenn man eine Zahl von verkauften 400.000 ANNO 1701 als einigermaßen realistisch annehmen wollte, wäre das für Spekulationen mit Exklusivausgaben von ANNO keine brauchbare Basis.
Wenn ich mal als einer deren, die praktisch vom Erscheinen von ANNO 1602 an, die Szene mit großem Interesse verfolgt, sehr optimistisch spekuliere. Der Markt für die Käufer eines Edel-ANNOs kann wohl eher an den Aktivisten dieses Forums hochgerechnet werden. Wir haben hier ca. 4.500 Mitglieder. (Das bedeutet grob über den Daumen gepeilt: ca. 1 % der in den Handelgeworfenen ANNO 1701 Pakete melden sich hier zu Wort. Ich weiß, das ist eine Milchmädchenrechnung weil die meisten Leute hier immer noch wegen 1503 oder 1602 registriert sind.) Davon haben weniger als 800 fünf oder mehr Beiträge hier abgegeben. (Ich vermute mal, dass Leute mit vier oder weniger Beiträgen in der Regel die sind, die mal nachfragen wie die Soldaten aufs Schiff kommen und sich dann anständig dafür bedanken.) Wenn jetzt besonders großzügig angenommen von den ca. 800 sich jeder fünfte ein Edel-ANNO wünschen würde sind das ca. 160. OK, nicht jeder glühende ANNO-Fan liest in diesem Forum. Lass dreimal so viele Edel-ANNO-Träumer dieses Forum nicht kennen. Macht knapp 500. Jetzt gibt es die, die sich nicht trauen, lass das noch mal soviel sein. Da sind wir schon bei 1.000 Interessenten. Nun kommt die schwer kalkulierbare Menge der Leute, die jeden halbwegs exklusiv aussehenden Mist kauft, ... könnten glatt 10.000 sein, die 100,- vielleicht sogar 150,- EURO für in superexklusives ANNO rüberreichen. Bringen glatt 1.650.000,- EURO in die Kasse des Einzelhandels. Davon gehen schon mal etwas mehr als 310.000,- EURO an die Kasse des Staates auf der das Wort Mehrwertsteuer steht. Bleiben 1,33 Mio. EURO, wovon der Handel nun doch wohl ein Drittel für sich haben will. Der Rest sind dann (völlig unrealistisch hoch geschätzt) ca. 880.000,- EURO für den Produzenten.
Dem gegenüber stehen dann für ein exklusives ANNO natürlich auch wahrscheinlich höhere Entwicklungskosten als für die jetzige, bescheidene Butter- und Brotversion. Ich glaube zwar nicht an die überall zu lesenden 10 Mio. EURO. Gerne wird zu den Entwicklungskosten auch der Besen gerechnet, mit dem neuerdings der Fabrikhof vom neu eingestellten 1-EURO-Jobber gefegt wird. Und davon dann die Hälfte und man ist bei den Zahlen, die das Controlling gewöhnlich mit der Geschäftsleitung bespricht. (Zu den Entwicklungskosten zählt alles was man braucht um eine Serienproduktion eines Produktes vorzubereiten, aber keine Anlagen für die Produktion oder Kosten für Werbung.)
Anders, als man einen Porsche (Nur absolute Ignoranten glauben, dass es sich dabei um ein Auto handelt. Ein Porsche ist Lifestile, das wird heute gern als Lebensphilosophie verstanden. Einen siebener BMW leiht man schon mal her, einen 911er nie, der würde glatt entweiht.) sehr gut völlig überteuert an seine Zielgruppe verkaufen kann, geht das bei einem Ex- und Hoppartikel nicht. Eine Ware, die in relativ großen Stückzahlen verkauft wird, ins Hochpreissegment zu hieven ist eine Langzeitaufgabe. Porsche hat dazu vier Jahrzehnte gebraucht. (Nicht zum Preis, ...zu den Stückzahlen)
Ich kann mich auch nicht entschließen den Zahlen der Chartveröffentlicher Glauben zu schenken. (In Wirklichkeit kenne ich die auch überhaupt nicht) Da ist doch der Manipulationsmöglichkeit Tür und Tor geöffnet. Keiner weiß so recht, wie die Zahlen zustande kommen. Warum sollten die überhaupt stimmen. (auch nur annähernd)
Zum Thema Öffentlichkeitsarbeit (Werbung und Kundeninfo)
Zunächst mal was grundsätzliches zur Informationspolitik in Unternehmen. In der Regel leistet sich ein Unternehmen, das mit vielen Kunden (sogenannten Endverbrauchern) zu tun hat einen Marketingmanager oder Pressereferenten für den Umgang mit dieser breiteren Masse. Nur der bestimmt wer wann was an die Öffentlichkeit trägt. Von dieser Regel gibt es keine Ausnahme. Warum sollte man sich mit Spekulanten unterhalten, die einem später jedes Wort auf die Goldwaage legen oder im Mund rumdrehen aber keine wirklichen Multiplikatoren im Sinne ernsthafter Umsatzbringer sind. Wann welche Information für die Bereitung des Marktes sinnvoll ist, bestimmt nicht die Neugier eventuell möglicher Kunden.
Es ist heute Standard, dass alle Mitarbeiter, die mit der Produktentwicklung oder Produktionsvorbereitung irgendetwas zu tun haben zusätzliche Verschwiegenheitsverpflichtungen, gekoppelt mit exorbitant hohen Schadenersatzforderungen, zu ihren Dienstverträgen unterzeichnen müssen und regelmäßig zu deren Einhaltung ermahnt werden.
Besonders drollig finde ich immer die Aufregung um die Informationspolitik des Herstellers unseres Lieblingsspiels. Warum sollte man die Eiferer eines Fanzirkels denn besser bedienen als die Fachpresse bzw. die einschlägigen Medienvertreter, die zumindest von ihrem Informationsvorsprung zu leben versuchen. Informationen zu einem neuen Produkt gibt es immer nur dann, wenn mögliche Wettbewerber am Markt einen dazu zwingen. Die Informationen zu einem Produkt (egal ob Verbesserungen oder was wirklich Neues) sollen immer verhindern, dass der mögliche Kunde zur Konkurrenz läuft. Die Klein-Karlchens der ANNO-Zone stellen da nur insofern eine Besonderheit dar, als dass man sie als besondere Gruppe auch mal was fragen kann, wenn es darum geht eine weiterreichendere Entscheidung abzusichern. Wobei sich das direkte Fragen in der Regel erübrigt, es genügt längere Zeit einfach mitzulesen. Ob sich aus der vorherrschenden Meinung der ANNO-Abhängigen hier klare Entwicklungsziele für eine neue ANNO-Version gewinnen lassen darf weiter bezweifelt werden.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: für den Produzenten ist so ein Spiel alles andere als ein Spiel. Kein halbwegs vernünftiger Mensch steckt Kapital und Arbeitskraft in eine Sache, die ein Spiel ist. Also besteht hier eine grundsätzliche Verständigungsschwierigkeit. Der Käufer will eine Ware unter der Bezeichnung Spiel um damit überflüssige Zeit zu vernichten, und zwar seine überflüssige Zeit. (Früher hatte man Spiele um sich dabei zu unterhalten, ... miteinander. Auch da gab es schon Ausnahmen. Autisten sind keine Erfindung der Neuzeit, die legten früher im einsamen Kämmerlein dann eben für sich allein eine Patience.) Dieses Spiel findet der moderne Mensch dann gut, wenn das mit dem Zeitvernichten besser klappt als er es merkt.
Anders der, der das Spiel hergestellt hat. Der will einen möglichst hohen Gewinn einstreichen ohne seine Zeit zu vertrödeln.
Übrigens: in diesem Forum hier, in dem offen über längere Phasen eine mögliche Sammelklage gegen den Hersteller diskutiert wurde, würde ich als Verantwortlicher des Herstellers niemals auch nur ein Wort zur künftigen Produktentwicklung äußern.
Zum Thema Markt für ein Spiel wie ANNO
Je länger ich darüber nachdenke desto mehr bin ich geneigt mich den Meinungen anzuschließen, die einen sich verkleinernden Markt für Spiele wie ANNO 1503 voraussagen. Wir sprechen hier zunächst vom deutschsprachigen Markt. ANNO 1602 hatte es noch recht leicht zu faszinieren. Es gab wohl kaum ernstzunehmenden Wettbewerb. Für mich war es was vollkommen neues. (Ich bin ja auch kein Spieler, zumindest keiner für Computerspiele. Eine Runde echtes Mah-Jongg (nicht dieses Computer-Geduldsspiel für Autisten) an einem richtigen Tisch zocke ich dagegen gern und regelmäßig.)
Zum einen wächst der Marktanteil der Computerbesitzer bei uns doch wohl eher nur noch bescheiden. Der Anteil der Menschen, die sich zu Computerspielen bekennen* wächst wohl noch langsamer. Aufbaustrategien gekoppelt mit Wirtschaftssimulationen sind dann schon etwas sehr spezielles.
Die Meinungen zu ANNO 1701 fallen denn auch entsprechend vielfältig aus. Ich persönlich finde den Langzeitspielspaß inzwischen eher bescheiden. Dies mag aber auch daran liegen, dass das Spielprinzip bei 1602 seinen Neuheitsreiz voll ausspielen konnte. 1503 konnte da nur noch auffrischen und durch filigrane Details glänzen. Es war eher enttäuschend für mich, zumindest mit seiner Langzeitwirkung. Tja und 1701, was sollte ich denn da noch alles erwarten? 3-D scheint heute für ein Aufbauspiel für Marketingstrategen ein Muss zu sein. Ich selber halte es für irrelevant ob ein Spiel dreidimensional oder in ISO-Graphik ausgeführt ist. Der Langzeitspaß resultiert doch eher aus dem überraschenden agieren der eingebauten Intelligenz. Persönlich finde ich das Aufbauen einer Stadt und die Versorgung ihrer Bürger mit Tabak schon beim zweiten Mal eher langweilig wenn nichts überraschendes vorfällt. Die programmgemäßen Naturkatastrophen zähle ich dann auch gleich mal zu den nicht besonders überraschenden Ereignissen.
Ein wirklich anspruchsvolles Konzept für eine ernst zunehmende KI konnte wohl noch niemand vorlegen. Ernst zunehmen ist so ein Konzept erst dann, wenn eine Aufgabe zunächst als unlösbar gilt, aber mit äußerster Anstrengung dann doch irgendwie gelöst werden kann.
Es ist schon mehrfach hier an anderer Stelle geäußert worden wie man sich ein spannendes ANNO vorstellen kann.
Bei ANNO 1602 konnte man wenigstens mit überschaubarem Aufwand sich den einen oder anderen Fehler oder Macke zu Nutze machen und daraus ein neues und bisschen spannendes Szenario basteln.
Meinen besonderen Dank möchte ich da nochmal an alle Stifter von irgendwelchem Zubehör wie Inseleditor und sonstige Tools richten, die dies erst durch ihren Ideenreichtum und viel Zeitaufwand ermöglichten.
* Ich selbst kenne in meinem sozialem Umfeld nicht einen einzigen Menschen der sich schon mal zu Computerspielen bekannt hätte. Der Verdacht, dass ich mit niemand direkt in Kontakt komme und als Stubenhocker vor meinem Computer völlig vereinsamt verkomme ist unbegründet. Ich bin aktives Mitglied einer Partei, bin mit Stadtteilpolitik beschäftigt, gehe mindestens einmal wöchentlich in meine Stammkneipe, werde viel im Bekanntenkreis privat eingeladen und komme auch geschäftlich viel mit Menschen zusammen. Außerdem betreue ich eine ganze Reihe Computer in meinem privatem Umfeld. Auf keinem ist mehr als ein noch jungfräuliches Solitär zu finden.