Gründe – sicher viele. Lösungen – wenn ich sie finde, werde ich französischer Präsident. Schuldige – viele.
Sicher sind hier viele politische Fehler gemacht worden. Die tristen Vorstädte ohne Freizeitmöglichkeiten für Jugendliche, das Zusammenpressen von unterschiedlichsten Kulturen in seit Jahrzehnten vernachlässigten Siedlungen, nur um diese Menschen aus den feineren Stadtteilen fernzuhalten, keine Aussichten auf einen Job – alles gehört sicherlich zu den Ursachen. Und dann kommt da noch der französische Innenminister Nicolas Sarkozy und bezeichnet die Menschen dort pauschal als Abschaum. Dass das zu heftigem Unmut führt, ist nicht verwunderlich.
Aaaaber: Das, was sich da seit vielen Nächten abspielt, hat nichts mehr mit politischem Protest zu tun. Das mag vielleicht noch bei den ersten brennenden Müllcontainern der Fall gewesen sein. Was jetzt da auf den nächtlichen Strassen randaliert, sind kriminelle Vandalen.
Wer die Autos der Nachbarn, die meist ebenfalls kaum Geld haben, anzündet, wer Schulen, Kindergärten und Geschäfte abfackelt, hat kein Recht mehr, sich auf Mißstände in seinem Stadtviertel zu berufen.
Doch damit längst nicht genug. Heute starb ein älterer Mann, der niedergeschlagen wurde, als er eine brennende Mülltonne löschen wollte. Vor wenigen Tagen wurde ein vollbesetzter Bus angezündet. Darin saß eine behinderte Frau, die nicht schnell genug fliehen konnte. Sie überlebte knapp mit schwersten Verbrennungen. Das ist nicht das Tun von politischen Demonstranten, sondern einfach nur von Kriminellen.
Es gibt auch tatsächlich Beweise dafür, dass ein Teil der Unruhen von Drogenhändlern gesteuert, bzw. angezettelt wurden, die damit die Polizei aus ihren Gebieten vertreiben oder einfach nur beschäftigen wollen, um in Ruhe ihre Deals abwickeln zu können.
Und für viele Jugendliche ist das Anzünden von Autos in den vergangenen Tagen zum Sport geworden. In Blogs und über Handy-Ketten werden jeweils die „Rekordzahlen“ der jeweils letzten Nacht ausgetauscht.
Natürlich muss der franz. Staat nun mit Sozialprogrammen für die kritischen Viertel reagieren. Er muss dabei aber auch aufpassen. Denn es darf nicht der Eindruck entstehen, dass man nur genügend Autos und Häuser anstecken muss, um das zu bekommen, was man will.
Ausweitung nach Deutschland? Eigentlich nein, den die Gründe fehlen hier in dem drastischen Ausmaß wie in Frankreich. Nachahmer gibt es aber schon (in Bremen und Berlin). Gelangweilte Jugendliche, die Lust auf Randale haben, gibt es auch hier.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »kreon« (7. November 2005, 23:41)
