W-O-D
...Die Schere zwischen denen die noch was haben, und denen die fast nix mehr haben, wird immer schneller auseinandergehn....
Das ist eigentlich der Kernsatz der ganzen Diskussion. W-O-D hat völlig recht, es spielt keine Rolle, wie die Währung genannt wird. Das, was in einem politischen System daraus wird, ist entscheidend.
Dazu muss man sich wirklich mal die Zahlen für Deutschland vor Augen führen:
Die unteren 50 Prozent der Haushalte besitzen zusammen mal gerade mal 4 Prozent !!! des in Deutschland verfügbaren Vermögens. Die vermögensstärksten 20 Prozent der Haushalte vereinen rund zwei Drittel des gesamten Nettovermögens auf sich. Und allein auf das oberste Zehntel entfallen knapp 47 Prozent des gesamten Nettovermögens.
(Quelle: 2. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, März 2005)
In diesen Zahlen sind übrigens die Folgen von Hartz IV noch gar nicht enthalten. Und diese Verteilung verschiebt sich immer mehr zugunsten der Reichen, wie der Vergleich mit den vergangenen Jahren sehr deutlich zeigt.
Die Hälfte der Bevölkerung besitzt also (relativ zum Absolutvermögen) praktisch nichts. Tendenz weiter abwärts. Da könnte man schon etwas sarkastisch sagen, es ist egal, ob sie
keine Euro,
keine D-Mark, oder
keine Taler haben.
Tom Sailor
Ich merke nicht, dass hier irgendwo jemand deutlich zu kämpfen hat seit dem Euro. Hartz IV haut rein, das stimmt. Der Euro hat aber scheinbar keinem geschadet.
Auf den ersten Blick scheint es wirklich so zu sein. Auch ich denke manchmal, wenn ich bspw. an einem Samstag in ein Kaufhaus oder in einen Möbelmarkt schaue, "naja, so schlimm kann es ja wohl nicht sein".
Doch Vorsicht, manch erster Eindruck täuscht. Natürlich gibt es immer noch eine Menge Leute, die sich alles Nötige und auch noch etwas Luxus leisten können. Doch quasi unsichtbar wächst die Zahl derer rapide, die jeden Cent zweimal umdrehen müssen, um sich noch das Allernötigste zu kaufen.
Und die einen sind im Schatten und die andern sind im Licht, die im Lichte sieht man, die im Schatten sieht man nicht.
aus der Dreigroschenoper von Bert Brecht, 1928
Relative Armut heißt in Deutschland, Österreich oder Schweiz natürlich nicht sofort, Slums, Verelendung oder Hungertote. Es geht um die Tendenz. In den USA, die uns auch hier wieder mal unrühmlich ein paar Jahre voraus sind, gibt es den Begriff "working poor" - sich arm arbeiten. Dort hat die Entwicklung längst den ehemaligen Mittelstand erreicht. Viele Menschen haben schon einen Zwei-, oder Dritt-Job, um noch irgendwie ihren Lebensstandard eine Zeit lang halten zu können. Bis auch das nicht mehr zu schaffen ist und sie abrutschen.
Am anderen Ende der Vermögens-Skale sind solche Probleme gänzlich unbekannt. Vor Jahren habe ich mal hier in München eine Story über extrem teuren Männerschmuck gemacht (ja, ich weiß, ein doofes Thema, aber ich war jung und brauchte das Geld
)
Auf diese Weise kam ich mal in die Hinterzimmer von Schmuckläden, die wir Normal-Sterbliche sonst nie zu sehen bekommen. Dort, wo damals schon Armbanduhren, Männerhalsketten, Ringe und ähnlicher Kram in der Preisklasse 100.000 DM aufwärts lagen. Und ich werde nie die Aussage einer Besitzerin vergessen, die meinte, Konjunkturlage und solche Themen spielen für unser Kunden keinerlei Rolle. Das Geschäft brummt immer!.
Ich bin damals mit meiner 30-Mark-Uhr am Handgelenkt leicht verwirrt davongezogen.