Wie versprochen mal zwei "Klassiker" aus dieser Okult-Szene.
Leider sehr viel Text.
Wie ich schon sagte, die Geschichte drumherum ist entscheidend. Ohne toll erfundene Geschichte - keine mysteriöse Stimmen.
Ich habe mal die beiden Audio-Stückchen als kleine wav-Dateien eingebaut. Ihr werdet euren Ohren nicht trauen.
Zitat aus: Harder, Bernd: Die übersinnlichen Phänomene im Test, S. 93-94, Pattloch-Verlag, Augsburg, 1996, ISBN 3-629-00698-1 :
... Eine ähnlich mysteriöse Geschichte rankt sich um die Produktion des weltberühmten Albums "The Wall" der legendären britischen Rock-Gruppe "Pink Floyd". Kurz nachdem die vier Musiker in einem Studio in London den letzten Song der Platte, "Another brick in the wall", eingespielt hatten, verschwand der deutsche Tontechniker der Band, ein gewisser Peter Fischer, spurlos. Wie nur Insidern bekannt geworden ist, bemerkte "Pink Floyd"-Sänger Roger Waters zur gleichen Zeit eine merkwürdige Unregelmäßigkeit auf dem Band: Im Refrain von "Another brick in the wall", der von einem afrikanischen Kinderchor gesungen wird, war deutlich die deutsche Zeile Sound "
Holt ihn, holt ihn unters Dach!" zu vernehmen - obwohl jedes einzelne der Kinder glaubhaft versicherte, nicht vom englischen Originaltext abgewichen zu sein. Der Tontechniker Peter Fischer wurde schließlich gefunden - erhängt auf dem Dachboden des Studios. Die Nachforschungen ergaben, daß der Deutsche früher als Betreuer in einem Waisenhaus gearbeitet und dort mehrere Kinder mißbraucht hatte. Rache aus dem Jenseits? Keineswegs. Denn die ganze Geschichte um "Peter Fischer" und die unheimliche Textzeile aus "Another brick in the wall" ist frei erfunden. Okkult-Aufklärer wie der bayerische Lehrerausbilder Wolfgang Hund (Hersbruck) oder der Wuppertaler Physiker Ralf Wambach erzählen sie bei öffentlichen Vorträgen dennoch gerne, um anschaulich die simplen Grundlagen des Phänomens "Geister-" oder "Jenseitsstimmen" zu verdeutlichen. Durch die flotte Grusel-Mär entsprechend eingestimmt, hört in aller Regel die überwältigende Mehrzahl der Zuhörer tatsächlich den Text Sound "
Holt ihn, holt ihn unters Dach" aus dem Refrain des Pink-Floyd-Hits heraus - obwohl die Zeile in Wahrheit Sound "All in all it's just another brick in the wall" lautet. Sinn der eindrucksvollen Demonstration: Ganz offensichtlich hört man oft nur das, was man hören will, beziehungsweise was man auf Geheiß anderer hören soll.
Zitat aus: Harder, Bernd: Die übersinnlichen Phänomene im Test, S. 94-95, Pattloch-Verlag, Augsburg, 1996, ISBN 3-629-00698-1
Phonetiker wissen schon lange, daß Sprache nicht von jedem Menschen gleich verstanden wird - je nach ihrer geographischen und damit dialektalen Herkunft. Für den einen hört sich eine Silbe wie "det" an, für den anderen ist es ganz eindeutig "tet". Denn Wörter werden nicht nur über das Ohr aufgenommen, sondern erst im Gehirn interpretiert. Dort treffen sich die gehörten Laute und die sprachliche Erfahrung des Hörers und ergeben schließlich das Verstandene.
Ganz gleich, ob "Tonbandstimmenforscher" aus dem weißen Rauschen von Radio- oder Fernsehgeräten oder auch nur aus dem Plätschern der Dusche oder eines Wassereimers die Stimmen von verstorbenen Angehörigen heraushören wollen - die wahre Kunst liegt, wie auch beim "Backward-Masking" (Kapitel 6: "Ein unerhörter Schwindel"), in der Interpretation. Erst wenn einer der Anwesenden die Bandgeräusche als sinnvolle "Botschaften" erkannt zu haben glaubt, sind auch die anderen in der Lage, sie zu verstehen. So reicht die Bandbreite des vermeintlichen Sinngehaltes von ein- und derselben "Tonbandstimme" bei verschiedenen Interpreten von "Hitler war gut!" bis hin zu "Das geht durch Geburt nur!". Beim Berliner "Verein für Tonbandstimmenforschung" (VTF) fragte einmal eine Frau ihren verstorbenen Ehemann, wo ihre verschwundene Brille abgeblieben sei. Die reichlich vage Antwort aus dem Jenseits: "Du sollst suchen!"
Ähnliche Wahrnehmungstäuschungen sind auch aus dem optischen Bereich wohlbekannt: Wer lange genug konzentriert in den bewölkten Himmel oder auf das Muster einer Tapete starrt, wird früher oder später Gesichter, Tiere oder Gegenstände "erkennen".
In England, wo man den Glauben an Gespenster und andere unheimliche Erscheinungen fast liebevoll pflegt, erlebte die "Tonbandstimmenforschung" bereits in den sechziger Jahren ihr Desaster: Als ein Jürgenson-Schüler seine "Tonbandstimmen" der "Parapsychologischen Gesellschaft" vorspielte, identifizierten die Anwesenden die "Einspielungen" unter dem Mittelwellerauschen als Bruchstücke aus einer bekannten und beliebten Rundfunksendung.
Solche "Pannen" sind indes wohl eher die Regel als die Ausnahme. Denn der gesamte Äther ist voll mit Rundfunkwellen beziehungsweise mit dem Funkverkehr von Polizei, Taxiunternehmen, Rettungsdiensten, der Flugüberwachung etc. Sogar eine Heimorgel sendet gelegentlich streunende Funksignale aus. Schlecht abgeschirmte Empfangsgeräte können immer mal wieder Wortfetzen davon auffangen, die bei richtiger Interpretation durchaus als eindrucksvolle "Jenseitsbotschaften" mißverstanden werden können. Nicht zuletzt ist häufig beobachtet worden, daß der "Tonbandstimmenforscher" selbst oft unbewußt flüstert und seine eigene Stimme anschließend auf dem Band zu hören ist.
Protokoll aus der Fernsehsendung »Kaffeesatz und Gläserrücken«, gezeigt am 2.11.1997 im Bayerischen Fernsehen
Erzählt wird auch gerne die Geschichte vom Schlagersänger Roland Kaiser - natürlich frei erfunden. Danach wurde Kaiser angeblich erpreßt. Um die Geldübergabe einzuleiten, sollte der Schlagerstar in seinem neuesten Lied das Codewort »Schnitzelwagen« singen.
"... Heiß war ihr stolzer Blick, und tief in ihrem Innern verborgen brannte die Sehnsucht - Santa Maria! -
den Schnitzelwagen - Santa Maria! - ...
den Schnitzelwagen- Santa Maria! - ...
den Schnitzelwagen - Santa Maria! - ..."
"Den Schritt zu wagen" heißt der Liedtext eigentlich, aber fast alle sind reingefallen.
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Bernd Harder
geboren 1966, arbeitet als Journalist für die Zeitschrift Skeptiker und ist Pressesprecher der »Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften«. Er hat zahlreiche kritische Bücher zum Thema »Übersinnliches« veröffentlicht, darunter Was ist Aberglaube, Die jungen Satanisten und X-Teens: Dem Übersinnlichen auf der Spur. Harder lebt in Friedberg/Bayern.
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Für mich als Radiomann und vor allem für die Kollegen/innen aus der Technik sind solche "Geisterstimmen" übrigens längst ein alter Hut. Es gibt die verschiedensten natürlichen pysikalischen Phänomene, die solche "Geisterstimmen" hervorrufen: Frequenzüberlagerungen, Resonanzschwingungen, Überreichweiten bei bestimmten Witterungsverhältnissen und und und.
Wer noch ein altes Spulentonband besitzt, oder mal eins besessen hat, kennt noch eine weitere Ursache: Den so genannten Durchsprech-Effekt. Bei Magnetbändern, die längere Zeit nicht benutzt werden, überträgt sich die Magnetisierung durch die aufeinanderliegenden Schichten der Bänder. Nach einiger Zeit hört man dann "geheimnisvolle Hintergrundstimmen". In unseren Archiven, wo noch immer alte bänder liegen, werden diese deshalb regelmäßig umgespult, damit nicht immer die selben Bandteile aufeinanderliegen und sich "durchmagnetisieren". Und schon ist Schluss mit den Geisterstimmen.
So und nun könnt ihr alle ganz beruhigt den Film ansehen und müsst keine Angst vor dem Geschwätz vom Ur-Ur-Ur-Opa aus dem Jenseits mehr haben.