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Larnak

Schatzjäger

  • »Larnak« ist der Autor dieses Themas

Beiträge: 3 158

Registrierungsdatum: 28. Februar 2008

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Samstag, 4. Dezember 2010, 02:01

Phylo - A Human Computing Framework for Comparative Genomics - Flashspiel

Komische stumpfsinnige Flashspiele mit Suchtfaktor kennt (und hasst) wahrscheinlich (fast) jeder hier. Phylo ist in gewisser Weise eigentlich genau das gleiche: Ein relativ simples Knobelspielchen mit "Ich will die Highscore"-Achievementfaktor.

Phylo ist in anderer Hinsicht aber auch komplett anders - Phylo ist nämlich nicht einfach nur "irgendein Spiel", sondern Phylo ist Wissenschaft. Genauergesagt: Bioinformatik. (Oder zumindest das Arbeitstier der Bioinformatik - so leicht wird man dann doch nicht zum Wissenschaftler :D )
Denn: Das Spiel gibt nicht irgendwelche selbst ausgedachten Rätsel zur Lösung frei, damit Menschen von Menschen erfundene Lösungen finden, sondern Phylo gibt dem Spieler natürliche, echte Rätsel zur Lösung auf, nämlich Rätsel, die die Evolution uns stellt - und zu denen niemand die wirkliche Lösung kennt.
Im Speziellen schlicht DNA-Sequenzen verschiedener Arten, die sich im Laufe der Jahrmillionen geändert haben und die uns einen Hinweis auf verschiedene Verwandtschaftsgrade nicht nur von Arten selbst untereinander sondern vor allem auch unter deren biochemischen Eigenschaften und Stoffwechselwege aufzeigen können.
Die Rätsel daran bestehen dann im konkreten aus zwei DNA-Sequenzen, die es miteinander zu vergleichen gilt - und zwar nicht einfach nur "irgendwie", sondern eben möglichst so, dass der Vergleich, die Gegenüberstellung (oder fachsprachlich "das Alignment) der evolutionären Realität entspricht, sodass man ablesen kann, wo welche Veränderungen stattgefunden haben.

Solche Rätsel wurden bisher Computern aufgegeben: Man nehme 2 Sequenzen, gebe dem PC ein paar Regeln und man lasse ihn rechnen.
Dummerweise sind PCs "scheiße lahm", sodass man bei solchen Berechnungen eine ganze Reihe von Vereinfachungen vornehmen muss, die zwar nicht die ihnen gegebenen Regeln verletzen, aber immer von bestimmten Annahmen ausgehen, die nicht immer richtig sind - täte man das nicht, dauerten die einzelnen Vergleiche schlicht zu lange.

Nicht zuletzt sind PCs eben durch menschliche aber auch systembedingte Fehler/ Ungenauigkeiten nicht perfekt.
Wir als Menschen sind das zwar auch nicht, aber wir wissen ja nun zumindest aus dem Alltag, dass wir's doch eigentlich ziemlich gut drauf haben (Immerhin können wir (und entgegen hartnäckiger Behauptungen auch die Frauen) doch ganz leidlich Auto fahren - die meisten Computer können das nicht :P ).
Forscher der kalifornischen Universität in Santa Cruz haben sich nun gedacht, dass man doch den uns eigenen Spieltrieb (und die Highscoresucht) nicht immer nur in sinnloser Beschäftigung verschwenden sollte, sondern stattdessen für sinnvolle Arbeiten nutzen könnte - in diesem Fall eben genau diese DNA-Sequenz-Vergleiche ("Alignments"), die bisher PCs gemacht haben.
Nun wird man ja sehen, wer wirklich schlauer ist - PCs oder wir.

Wer sich das mal ansehen möchte, hier geht's:
http://phylo.cs.mcgill.ca/eng/index.html
(Spielen als Gast ist möglich, aber unbedingt das Tutorial absolvieren - das Spiel ist zwar nicht kompliziert, aber man muss die Regeln trotzdem kennen)
Und wenn man der Highscoreliste glauben darf, gibt es da tatsächlich schon einige, die die Berechnungen der PCs geschlagen haben.

Das Projekt ist insgesamt von der Idee also gar nicht so unähnlich dem "Folding", also der Proteinfaltung, die man z.B. im Öffi sieht ("Folding Anno"), bei dem tatsächlich dann auch jeder einzelne einen Beitrag leisten kann. Nur dass dort eben noch die PCs die Arbeit machen, während wir hier selbst was machen dürfen.

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Larnak« (4. Dezember 2010, 02:04)