Nach der Heiligen Schrift nach Anno, Buch des Neuen Zeitalters, Kapitel MLXX:
Es gibt kein Spiel außer Anno, und Übi ist sein Prophet.
Und höre, wer etwas anderes behauptet, der sei verderbt und vertilgt mit seinem ganzen Leibe, und Asche und Salz sei gestreut auf seinem Boden, damit da nichts mehr wachse. Vertilgt und verderbt seie der, der behauptet, es hätte einen anderen Propheten und ein anderes Spiel oder ein anderes Entwicklerteam gegeben, und höre, das Entwicklerteam heißt RD und der Prophet heißt Übi. Denn wer sagt, dass es ein anderes Entwicklerteam gegeben hätte, der sei verflucht und verflucht seien alle seine Nachkommen. Denn siehe, es gibt Zeugen, die es genau wissen, dass RD und Übi das Spiel entwickelt haben, da sie es schon bei Release hatten, obwohl sie noch in der Wiege lagen oder noch nicht gezeugt, aber sie waren dabei, denn sie hatten die japanische Version; und siehe, sie waren die ersten Spieler, und dem Übi gefiel, was er sah.
Und es war die Zeit nachdem die Beta-Heuschrecken über der Ernte wüteten und der große Prophet sprach: „Siehe, ich nenne euch die Zahl. Merkt Euch die Zahl des Spieles, denn sie lautet 2070.“
Und die Menge, sie war verwirrt, denn es war großer Unmut, was denn diese Zahl bedeute. Einige aber wussten es, und ein alter Seher trat hervor, und sprach: „Nöhl. NÖHL. Nörgel. Zeter. Anno 1503. Badelatschen, allesamt.“
Und der Seher verschwand wieder in seiner Höhle, wo er einsam und allein dem Spiel ergeben sein Leben fristete, und ein Baer bewachte seinen Eingang. Und höret, der Baer und der alte Seher waren eins. Und er war zufrieden, denn er wusste, was geschah.
Der Prophet aber sprach zum Volk: „Siehe, das ist mein Spiel. Nehmt es an!“
Und die Menge nahm es an, denn es war ja das Spiel, und Übi hatte immer Anno ausgegeben und auch RD, und halleluja, gepriesen sei der Übi für seine Weisheit. Und viele sammelten sich, weil sie auf den Übi hörten, und alles was der Übi gab und seine helfende Hand, das war gut und befreite die Seele.
Aber die, welche der alten Lehre anhingen, die zeugten für Missmut im Volke, und sie fragten laut: „Oh großes Übi, wie kann 2070 die Zahl sein, wo doch 1404 die Zahl ist?“ Denn viele hielten 1404 für die richtige Zahl, denn es sollte einmal ein Ungeheuer geben, dass auf vier Köpfen null Haare aber vier Diademe trug.* Und sie begannen zu zweifeln, ob 2070 die richtige Zahl sein konnte. Denn schon einmal wurde die falsche Zahl 1701 genannt, und es hatte Glaubensspaltungen, Krieg, und den Untergang von vielem gegeben, bis das große Übi kam um zu richten.
Aber das große Übi sagte: „Wer weiß, was besser für euch ist als ich? Denn hört! Ich befragte das Volk, und das Volk sagte, dass Mittelaltersetting sei ausgelutscht und man wollte eine Anno-Space! Es lebe die Demokratie!“
Und das Volk klatschte, denn es sah, dass es Anno-Space wollte – was natürlich gar nicht so hieß, aber die Wege des Übi sind unerklärlich.
Und siehe, die einen, die da von Anfang an dabei waren, die freuten sich und jauchzten und priesen das Übi und das Anno, aber die anderen, die Katharer, welche die reine Lehre zu kennen glaubten, sie begehrten auf, diese Häretiker, Spalter und Unruheherde, weil sie sagten: „Das Anno war gegeben, und das war das Anno. Du Prophet aber, du änderst das Anno wie es dir passt, und siehe, das Anno gehört ins Mittelalter.“
Und der Weise Larnak meinte noch zum Querulanten Scipio: „Willst du nichts zu diesem Unfug sagen?“ und Scipio, der Querulant meinte: „Lass sie eben im Mittelalter leben, wenn sie denken, dass das ein Mittelaltersetting sei. Ich geb’s langsam auf.“
Und die mit dem Mittelaltersetting – obwohl es sich dabei um Renaissance, Barock und Rokoko handelte, aber nun denn, wenn selbst der Querulant aufgibt, heißt das schon einiges, AMEN – mochten langsam verstehen, wie es dem alten Seher in der Höhle erging, der selbst nicht die 1404, sondern die 1503 für die richtige Zahl hielt, und an seiner falschen Irrlehre festhielt, der alte Ketzer. Und siehe, die Ketzer einten sich plötzlich, um gegen die gute Rechtslehre des Übi anzugehen.
Die Welt aber war verdreht, denn die Häretiker waren zahlreich, die nicht verstanden, dass Anno Anno blieb wie es der große Weise Schmitz schon immer wiederholt hatte, und ja, siehe, er sagte es oft, und immer wieder, und er sagte „Anno bleibt Anno“, so oft, dass unschuldigen kleinen Eichhörnchen bereits der Kopf explodierte ob dauernder Wiederholung. Und siehe da, Eichhörnchenfell und Fett fiel vom Himmel, aber den „Head of Production“ juckte es nicht, denn Anno war ja ein Mainstreamprodukt, und halleluja, wessen Kompetenz mag man bestreiten, der auf Nachfrage bei Spielen „Angry Birds“ und „Dead Space“ angibt? Oh, das Anno sei gepriesen für diesen Erleuchteten, und Anno bleibt Anno, Amen.
So also belehret die Ketzer! Wer wagt es zu sagen, dass ihm das Spiel nicht gefällt, wenn er es nicht kennt? 50 Schekel für das Spiel, investieret und frohlocket! Zahlet erst und lasset Euch nicht von Eurer eigenen Vernunft leiten, denn, was ist denn das für eine dumme Ausrede ein Spiel nicht zu kaufen, nur weil es einem nicht zusagt? Geworfen seien all diese Meckerer in die Hölle, und möge sie das Feuer zerfräßen und der EA-Satan auf einen Pfahl hieven! Und siehe, es kamen Leute aus dem Übiforum, die…
…
Ok, ich kann nicht mehr. Die Realsatire hier ist besser als jeder zynische Text meinerseits. Manchmal glaubt man sich hier echt einer Religion gegenüber, wo einige Fanatiker andere belehren wollen, was besser ist und was man zu kaufen und zu spielen hat. Ich werde mir 2070 nie zulegen, weil es eben Leute gibt, für die Anno mit Segelschiffen, Ziegelhäusern und dem Zeitalter der Entdeckung zu tun hat. Das wird nun als „Setting“ bezeichnet. Für mich WAR das (ein Teil von) Anno.
Also macht bitte schön weiter, ich freue mich auf einen weiteren, unterhaltsamen Thread!
___________________________________________________________________________
*Nach der Überlieferung des edlen Weisen Xonox aus dem Buche Simon I, 56 soll es sich dabei allerdings nicht um ein apokalyptisches Ungeheuer, sondern um Adi Boiko handeln. Allerdings kommt das im Nachhinein betrachtet aufs selbe hinaus.
Der Boiko hat nur mehr Haare.