In Anbetracht der möglichen Ergebnisse von über 1000 Mph habe ich die Mausgeschwindigkeit in der Systemsteuerung auf höchste Stufe gestellt. Aber das hatte keine Auswirkungen auf die Geschwindigkeit mit der der Affe malträtiert wurde. Mehr als 600 MP/h waren einfach nicht drin. Also untersuchte ich die Maus nach Verschmutzungen - ähm naja es war eher umgekehrt. Nach eingehender Untersuchung der weiteren Hardware fiel mir auf, daß ich meinen Schreibtisch schon längere Zeit nicht auf Werkseinstellungen zurückgesetzt habe. Er bot einfach nicht genügend Platz um richtig Schwung zu holen. Vorsichtig schob ich die Dinge darauf so zurecht, daß einerseits gerade nichts herunterfiel, sich aber anderseits eine freie Schneise bot. Das ganze System erwies sich aber als höchst instabil, denn bei den darauffolgenden Versuchen dem völlig grundlos verhaßten Affen mal so gehörig eine zu pfeffern, geriet der Tisch in leichte Schwingungen, und ein längst verloren geglaubtes halbleeres Gurkenglas, das ich auf Nummer Sicher gerade mal zu 20% über die Tischkante ragend verschoben hatte, stürzte dennoch zu Boden. Bei dem sich bietenden Anblick von Glasscherben mit Gurken philosophierte ich eine Weile über Sinn und Unsinn von Tischen vor mich hin. Vor allem der tiefere Sinn der Tischbeine wollte sich mir einfach nicht offenbaren. Hätte ein Tisch keine Beine, so könnten die Dinge darauf bei einem Sturz von der Tischkante einfach nicht lang genug von der Gravitation beschleunigt werden um irreparablen Schaden zu nehmen - mein Gurkenglas wäre heil geblieben.
Warum also Tischbeine? Wem nützen sie?
Ich visualisierte vor dem geistigen Auge einen Tisch ohne Beine. Der Anblick kam mir bekannt vor: Es gab einmal eine Fernsehwerbung eines schwedischen Möbelhauses. Sie zeigte, wie sich der Preis eines Tisches verändern würde, wenn er keine Beine hätte. Dieser Preis war überraschend günstig. Am Ende der Werbung aber versagte das Möbelhaus den Verkauf des Tisches ohne diese vermaledeit teuren Beine.
Natürlich! Es hatte rein wirtschaftliche Gründe. Tischbeine sind eine Erfindung der Möbelindustrie um ein billige herkömmliche Holz- oder Spanplatte mit Hilfe von 4 noch billigeren Holzlatten zu einem Vielfachen der Einzelwerte zu verkaufen. Doch damit nicht genug. Wer ersteinmal auf die Werbung der Möbelhäuser hereingefallen ist und viel zu viel Geld für einen Tisch ausgegeben hatte, der tappt zwangsläufig in eine weitere Falle dieser Halunken: Ein Tisch für sich allein ist völlig nutzlos! Die Verbraucher werden aber nicht explizit darauf hingewiesen, wenn sie sich einen Tisch kaufen! Völlig verdutzt wird der Kunde, nachdem er seine neueste Errungenschaft in seinen vier Wände platziert hat feststellen, daß er weder im Stehen, noch im Liegen kompatibel zum Tisch ist. Auf der Suche nach einem geeigneten Adapter werden ihm dann die Möbelhäuser ein weiteres Produkt vorstellen: Den Stuhl! Auch Stühle bestehen aus nur einer einfachen Platte und ein paar billigen Latten, kosten aber soviel, als könnte man mit Ihnen weitaus mehr anstellen, als nur seinen Allerwertesten darauf zu platzieren.
Doch das ist den Möbelhäusern bei weitem nicht genug. Der Trend in den Haushalten weltweit geht eindeutig in Richtung Zweit-, Dritt-, und sogar Vierttisch. Wenn die Menschheit ein so unnützes Produkt wie einen Tisch gleich in so hoher Anzahl kauft, dann wird einem schnell klar, daß sie dabei von einer fremden Macht gesteuert wird. Unterschwellige Werbung könnte der Grund sein! Es ist denkbar, daß die Kaufhausmusik in den Möbelhäusern als Träger dafür dient. Der Trick ist meist ganz simpel. Spielt man die Stücke, die wie James Last oder „Er gehört zu mir, wie mein Name an der Tür“ klingen rückwärts ab, so hört man Phrasen wie „Du bist unglücklich!“, „Du bist häßlich!“, „Du bist arm!“, „und Deine Kinder landen im Knast“„...Weil Du viel zu wenig Tische hast!“ „Dich kann doch so niemand leiden!“ „Kauf Dir einen Couchtisch und alle werden Dich beneiden!“ usw.
Aber was ist eigentlich so ein „Couchtisch“?
Nun, es gibt Tische, die gerade so niedrig sind, daß man sie nicht mit einem Stuhl benutzen könnte - nein, sie sind damit allein für Sessel kompatibel. Ein solcher Sessel ist im Grunde auch nur ein solcher Stuhl, dessen Beine gekürzt wurden und den die Möbelindustrie geschickt unter allerhand biligstem Füllmaterial und einem simplen Überzug versteckt. Ein solch fluffiges Blendwerk kostet dann leicht das 10 fache des ohnehin überteuerten Stuhles darin. Wer also einen Couchtisch kauft, der spült damit der Möbelindustrie schnell hunderte von weiteren Euros in die Tasche, denn meist haben solche Couchtische 4 Seiten, damit man aus ästhetischen Gründen nahezu gezwungen ist, an jeder von ihnen einen teuren Sessel zu platzieren. Ich habe die Probe aufs Exempel gemacht und mir einen Katalog dieses besagten Schwedischen Möbelhauses angesehen: Es gibt nicht ein einziges Exemplar eines Couchtisches, der vielleicht nur 3 Seiten hat! Nein! 4 haben sie mindestens. Zwei davon waren gar achteckig und der Gipfel der Unverschämtheit war eine große Auswahl an diversen RUNDEN Couchtischen!
Doch die Möbelindustrie wäre nicht die Möbelindustrie, wenn sie nicht noch eins draufsetzen würde: Die mindestens 4 nötigen Sessel verkaufen die einem da garnicht! Geht man zu einem der schmierigen Verkäufer und erklärt ihm die mißliche Lage in die man sich durch den Kauf eines Couchtisches hineinmanövriert hat, so erklärt der einem doch, daß ein solcher Sessel ein Bestandteil einer sogenannten kompletten „Polstergruppe“ sei.
Um zu verstehen, was eine solche „Polstergruppe“ ist, unternehmen wir einen kleinen Exkurs in die Gefilde der Mathematik:
Die eigentlich nötige Anzahl x der unter Polstermaterial versteckten Stühle („Sessel“) ist gleich der Anzahl y der Seiten des Couchtisches. y bewegt sich wie gesagt im Bereich der positiven ganzen Zahlen von mindestens 4 bis hin zum runden Couchtisch, der auch als eine Figur mit unendlich vielen Seiten verstanden werden kann. Der Gier der Möbelindustrie sind also nichteinmal natürliche Grenzen gesetzt. Mathematisch ausgedrückt heißt das:
x=y
Mit dieser Formel allein könnte die Möbelindustrie bereits einen erheblichen Reibach machen, doch sie verstand es geschickt, dem Kunden das kaskadierende System der „Polstergruppe“ aufzuzwingen. Sie veränderte die Abhängigkeit so, daß für die erste Seite eines Couchtisches 1 Sessel, für die 2. Seite 2 Sessel, für die 3. Seite 3 Sessel usw. benötigt werden. Hat unser Couchtisch also y Seiten, dann errechnet sich die Anzahl der dafür nötigen Sessel x im System „Polstergruppe“ folgendermaßen:
x= (y + 1) / 2 * y
Kleines Beispiel gefällig, das verdeutlicht, was dies für den Verbraucher bedeutet?
Bitteschön:
Ein Kunde kaufte einen Couchtisch mit 8 Seiten und bemerkt, daß er ihn so nicht benutzen kann. Darüber ohnehin völlig schockiert begibt er sich in eines dieser Möbelhäuser und entdeckt dort die überteuerte Lösung in Form eines Sessels. Im naiven Glauben, nun immerhin 8 passende Sessel dazu erwerben zu müssen wird dort mit der Polstergruppenformel konfrontiert. Wir setzen also für y 8 in die Polstergruppenformel ein:
x= (8 + 1) / 2 * y
x= 9/2 * 8
x= 36
Wir sehen: Die Möbelindustrie verkauft für einen Tisch mit nur 8 Seiten mit dem System „Polstergruppe“ nicht etwa das doppelte, nicht das dreifache, auch nicht das vierfache - nein sie verkauft sage und schreibe mehr als das 4 fache der eigentlich notwendigen Anzahl an Sesseln. Mit nur allmählich steigender Zahl der Couchtischseiten steigt die benötigte Anzahl an Sesseln schneller und immer schneller bis ins Unermessliche.
Der eine oder andere Möbelhaus-mäßig Unbedarfte wird nun fragen, wie es die Möbelindustrie überhaupt schafft, dem Kunden das Polstergruppensystem aufzuzwingen? Die Antwort ist so einfach wie perfide: Sie verbindet die Stühle vor der Polsterung vollkommen untrennbar miteinander. Die entsprechenden Gebilde nennt sie profan „Zweisitzer“, „Dreisitzer“ usw. oder allgemein schlicht als „Couch“ womit sie offenbart, was sie eigentlich verkaufen will, wenn sie einen Couchtisch anbietet.
Die untrennbare Verbindung von Stühlen zu Couches hat für die Möbelindustrie überdies einen weiteren erheblichen wirtschaftlichen Vorteil:
Wir müssen uns das an einem vereinfachten Modell vor Augen führen:
Nehmen wir an, ein Stuhl sei ein würfelförmiges Gebilde. Um ihn gewinnträchtig zum Sessel umzufunktionieren, müßte er eigentlich von allen 6 Seiten zunächst eingepolstert und überzogen werden.
Doch schon hier sieht die Praxis ganz anders aus:
Die Möbelindustrie verzichtet nämlich zunächst auf die Polsterung der Unterseite! Diese ungepolsterte Seite bleibt dem Kunden mindestens bis zur Abwicklung des Kaufes verborgen. Wer bereits leider einen Sessel sein Eigen nennt, kann sich gerne davon überzeugen. Die Unterseite von Sesseln besteht zumeist aus einem äußerst billigen schwarzen Stoff, der lieblos labberig angetackert ist. Warum eigentlich gerade schwarzer Stoff? Ein alter Taschenspielertrick: Schwarz ist die Farbe der Verbergung. Schwarz ist der Zylinder jedes schmierigen Zauberkünstlers und schwarz ist die Innenseite jeder seiner Requisiten. Aber was um alles in der Welt hat die Möbelindustrie zu verbergen? Na ganz klar: Des Pudels Kern, die innere Seele des so teuren Sessels: Den billigen Spanplattenstuhl! Ja, mit solchen Mitteln arbeitet die hochangesehene Möbelindustrie in Wirklichkeit!
Und sie geht noch weiter:
Jeder würfelförmig idealisierte Sessel ist zunächst also nur an 5 seiner 6 Seiten gepolstert. Verbindet man 2 davon zu einem sogenannten „Zweisitzer“, so läßt sich das Material an den Kontaktstellen ebenfalls völlig einsparen. Von den insgesamt 12 Seiten der beiden Würfel kleidet diese, diese, ja, nennen wir sie beim Namen: diese Möbelindustrie! sage und schreibe nur 8 Seiten ein! Das sind gerade mal 75 Prozent! Doch weiter gehts: Denn bei einem Dreisitzer spart sie noch mehr ein. Von den 18 Seiten werden hier gerade mal 4+3+4 = 11 Seiten gepolstert. Das sind damit nur noch etwa 61 Prozent. In Worten: Einundsechzig Prozent!!! Und auch das ist nur der Idealfall !
Wer sich nämlich durch ein Möbelhaus begibt, dem wird etwas auffallen: Es gibt ungewöhnlich viele Wände. Wer glaubt, diese Wände seien statisch eben notwendig, weil ja in so einem Möbelhaus oft gleich in mehreren Etagen tausende von Tonnen an Möbeln herumstehen, der irrt aber gewaltig: Ich habe mir diese Wände mal genauer angesehen! Mir macht diese Möbelindustrie nicht so leicht was vor! Die meisten Wände sind pure Requisite! Hübsch aufgemacht mit Tapete, Bildern und allem was zu einer echten Wand dazugehört, sind sie einzig und allein zu dem Zweck aufgestellt worden, die schäbig verarbeiteten Rückseiten von Möbelstücken zu verdecken! Steht beispielsweise ein Viersitzer an so einer Wand, dann heißt es aber sowas von Obacht! Wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, daß die Rückseite ebenfalls mit einem schwarzen Stoff vertackert ist, läßt sich kaum hoch genug einschätzen. Bei einer solchen Ausgeburt einer hinterlistigen Täuschung sind von den insgesamt 24 Seiten gerade mal 10 Seiten gepolstert: weniger als 42%...
Ich warne hiermit ausdrücklich vor diesen Neppern und Bauernfängern! Seht Euch beispielsweise den Andrang vor einem dieser unzähligen schwedischen Möbelhäuser an! Wie willenlose Zombies strömen sie dort hinein und kaufen wie von Sinnen den allergrößten Ramsch. Ramsch, der so ramschig ist, daß die Deutsche Sprache keine Namen dafür bereithält und den sie deshalb mit „Knörke“, „Börgen“ oder „Wasa“ betiteln.
„Du Schatzi, schau mal hier! Was ist das eigentlich ein ‘Olofson’ oder dieses ‘Däken’ daneben?“
„Scheißegal! Wir nehmen 3 Olofsons und 6 von diesen Däken-Dingern!“
Ihre Autos mit „Tika“, „Lönnebörg“ oder „Knäke“ vollgepfropft fahren sie scharenweise nach Hause um dort festzustellen, daß „Tika“ nur mit „Takka“ und „Tukka“ zu gebrauchen wäre und der Lönnebörg nur dann zum Knäke passt, wenn man „Däk“ die mindestens so überteuerte wie überdimensionierte orangefarbene Tischdecke drauflegen würde.
Nein nicht mit mir! Ich mußte diesen Schwindel einfach aufdecken und stürmte voller Wut in dieses Möbelhaus. Ich warf die Sessel und Dreisitzer um, und zeigte den Kunden den Schwindel mit dem schwarzen Unterseitenstoff! Ich klärte lautstark das mit gebührlichem Abstand nähertretende Publikum gnadenlos auf! Ich riß die Unterseitenstoffe mit den Worten „Da! Nur ein Stuhl!“ ab und entfernte mit allerlei Kraftaufwand einige der Requisitenwände.
Mit weit aufgerissenen Augen und Mündern folgten die Kunden meinen Ausführungen über die Machenschaften der Möbelindustrie. Natürlich versuchte mich das eingelullte Personal davon abzuhalten. So konnte sich das Publikum selbst davon überzeugen, mit welcher Energie sie versuchen jeden zum Schweigen zu bringen, der die Wahrheit über sie zu Tage fördert: Mit vor Zornesröte hochroten Köpfen sprangen sie mir über Tische Bänke und umgeworfenen Dreisitzern hinterher. Doch ich war schneller.
4 Männer mit Sprechfunkgeräten eilten mir entgegen. Sie sahen aus wie Polizisten, aber sie hatten den Schriftzug des Möbelhauses auf ihren Uniformen. Ich rief noch „Da seht ihr es alle! Sie haben bereits eine eigene Exekutive! Sie haben unsere Gesellschaft bereits unterwand...“
Im darauffolgenden Verhör fragten sie mich, wie ich auf diese Idee gekommen sei. Ich sagte, es war eigentlich purer Zufall, daß ich auf ihre Machenschaften gekommen bin. Alles hätte damit angefangen, daß ich einen aufblasbaren Affen schlagen wollte, mir aber 600 MPh einfach zu wenig gewesen seien und so sei ich Schritt für Schritt hinter das Geheimnis gekommen.
Klar, daß sie auch mich nun einlullen wollten: Ich bekam ein helles Zimmer in dem nicht ein einziges Möbelstück steht. Weder ein Schrank, noch ein Bett, kein Tisch und auch keinen Stuhl. Nur das polstern, das konnten sie nicht lassen.